Der Tag startet regnerisch (S2/F8)
Der Tag startet regnerisch. Wasser läuft die Scheibe herunter, wir haben gar keine Lust, das warme Bett zu verlassen. Noch im neuen Schlafanzug gehe ich zum Arbeitszimmer rüber, starte den Computer und ziehe weiter ins Bad.
„Ich habe dir eine Einkaufsliste geschrieben.“ – „Essen ist noch da. Getränke auch.“ – „Die Zahnbürste für mich.“ Ich möchte die Diskussion von gestern Abend vermeiden, „Brauchst du sonst noch was?“ – „Ja, Danke. Du kannst noch Bodylotion mitbringen.“ – „Das glitschige Gefühl auf dem Rücken mag ich gar nicht.“ – „Am besten ‚reichhaltig‘. Dann sind da pflegende Sachen drin, die den ganzen Tag halten.“ – „Hab ich befürchtet.“
Der bedeckte Morgen ist in einen Dauerregen übergegangen. „Kein Grund, nur zu Hause zu hocken.“ – „Ich gehe jetzt nicht raus. Der Einkauf kann warten.“ – „Wer spricht denn von Einkauf?“ – „Was dann?“ – „Joggen.“ – „Joggen im strömenden Regen? Sicher nicht!“
Nach ein bisschen Suchen habe ich die Joggingschuhe und die zugehörige Kleidung gefunden. Noch schnell ein Glas Wasser, dann mache ich mich auf den Weg. Treppe runter, zum Park rüber, ein Blick auf die Uhr, langsam falle ich in Trab.
Mit kurzen Unterbrechungen laufe ich tatsächlich eine Stunde durch die Gegend, der Regen nimmt zwischendurch ab, dann aber auch wieder zu. Als ich auf das Haus zuhalte bin ich praktisch komplett durchgenässt, das Wasser läuft auch langsam in die Schuhe.
Ich schließe die Wohnungstür auf, ein Geruch von Salbei schlägt mir entgegen. Sie sitzt in der Badewanne, eine deutliche Schicht von Schaum lässt vermuten, woher der Salbeigeruch kommt. „Ist dir kalt?“ – „Kann man wohl sagen.“ – „Komm rein. Hier ist wunderbar heiß.“
Ich schwanke zwischen verlockender Aufwärmung und peinlicher Badeaktion. Sie errät meine Gedanken und „Jetzt komm schon, ich schau dir nichts weg.“ Nach kurzem Zögern ziehe ich die Schuhe aus, entleere das Wasser ins Waschbecken, wringe auch Hose und Laufshirt aus.
„Soll ich dir helfen?“ – „Ich komme schon zu recht.“ Socken und Unterhose aus und ganz schnell ins Wasser, unter die schützende Schaumschicht. „Und? Tut das nicht gut? Setz dir mal eine Schaumkrone auf. Du bist jetzt ein Königs-Nerd.“
Sie beugt sich vor, fischt vom Schaum und pappt ihn mir auf die Haare. „Das reicht nicht, wir brauchen mehr Schaum.“ Pause. „Du hast doch Strohhalme.“ Tropfnass mit Badehandtuch laufe ich in die Küche, hinterlasse nasse Fußspuren auf dem Boden und tauche ganz schnell wieder in die Wanne. Jeder bekommt eine Handvoll Halme und pustet aus Leibeskräften in das Wasser.
Der Schaum nimmt zu, ein ganzes Gebirge entsteht, wir pusten und pusten, bis auch der Rand der Wanne, dann der Boden davor voll ist. Ich habe eine riesige Schaumkrone, sie einen mächtigen Schaumbart, selbst beim Aufstehen sind wir eingehüllt in die weiße Pracht.
Mit Schwung entleert sie den Rest meines teuren Badezusatzes in die Wanne „damit es sich lohnt“ und geht wieder auf Tauchstation. Ich höre aus den Schaummengen nur das Blubbern von Dutzenden Halmen, das Aufsteigen weiterer Berge und dann fühle ich ein U-Boot, das sich an meinen Beinen zu schaffen macht.
Das Ablassen des Wassers war ziemlich einfach, aber trotzdem ist das Badezimmer noch voller Schaum, der Boden ist glitschig, nur in der Wanne können wir mit der Brause ein wenig Herr der Lage werden. „Ist doch egal, das geht von alleine weg. Jetzt trocknen wir uns erst mal ab und machen es uns bei einem Rotwein gemütlich.“ – „Den Boden müssen wir schon trockenlegen, sonst legt sich noch einer von uns hin.“
Sie ist einverstanden, ich darf den Boden wischen und auch die Wasserspuren in die anderen Zimmer entfernen. Als Bedingung muss ich sie abtrocknen und ihr schon mal ein weiches Lager auf dem Sofa vorbereiten.
[Das gibt es seit 14.02.25 als kleine Serie jede Woche]
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