20 Juni 2025

Nerds Diary: Ein wenig gelangweilt (S3/F1)

Ein wenig gelangweilt

Nerds Diary: Ein wenig gelangweilt (S3/F1)
... trotte ich durch die Gegend. Seit unserem gemeinsamen Bad habe ich sie nicht mehr gesehen. Seit Wochen nicht. Die Arbeit hält mich am Laufen, aber manchmal denke ich an die verrückten Ideen, die sie immer hatte. Am Anfang habe ich täglich die Wohnung geputzt, aber das hat aufgehört, jetzt versacke ich eher bei Minecraft oder Fortnite

An der Haustür bleibe ich kurz stehen. Auf dem Rücken habe ich meinen Rucksack mit den Einkäufen, jetzt muss ich noch den Schlüssel aus der Tasche kramen. Da sehe sie lässig an der Hauswand lehnen. "Hast du mir aufgelauert?" - "Nein. Was hast du eingekauft?" - "Warum fragst du?" - "Lass mal sehen." Ich öffne den Rucksack: Pizza, Cola, Spaghetti, Kekse. "Das ist aber eine ungesunde Mischung." - "Wo warst du eigentlich in den letzten Wochen?" - "Kein Obst?!"

Das könnte jetzt so weitergehen, aber ich lasse es mal auf sich beruhen und schließe die Haustür auf. In der Wohnung angekommen "Deine Mutter hat sich angekündigt." - "Woher weißt du das?" - "Hat sie dir geschrieben." - "Wieso weißt du, was sie geschrieben hat?" - "Stand im Brief drin." - "Welcher Brief?" - "Na, aus dem Briefkasten, ein Brief halt." - "Und den hast du gelesen?"

"Wir müssen das vorbereiten. Wann hast du das letzte Mal saubergemacht? Und hast du Getränke da? Tee? Essen?" Einige Zeit später bin ich mit einem langen Einkaufszettel wieder auf dem Weg zum Supermarkt. Der Liste war eine ausführliche Diskussion über notwendige Artikel, gesunde Produkte und die Auswahl einer selbst zuzubereitenden Mahlzeit vorausgegangen. "Was soll ich denn kochen?" - "Schau mal bei Chefkoch.de. Oder bei Youtube." - "Ich habe noch nie für meine Mutter gekocht. Muss das sein?" - "Sie wird begeistert von dir sein. Du schaffst das schon."

Bereits kurz vor der Haustür höre ich bei der Rückkehr die bekannte Musik mit einem Stil zwischen ACDC und Nickelback. Die Tür geht auf, noch bevor ich den Schlüssel hineingesteckt habe, sie kommt mir entgegen und rennt mich fast um, weil sie einen hohen Stapel Pizzakartons vor sich her trägt. "Oder wollen wir daraus einen Jenga-Turm bauen?" - "Lieber nicht. Der Bücherturm hat mir gereicht." - "Na gut, dann laufe mal runter zum Altpapier. Ich räum in der Zeit im Kühlschrank auf, da ist noch uralter Käse drin." - "Wo ist eigentlich der Brief meiner Mutter?" - "Ach so, ja, also, den Brief gibt es eigentlich gar nicht." - "Verstehe ich nicht. Woher weißt du dann, dass sie kommt?"

"Sie kommt nicht." Diskussion, warum sie das zu mir gesagt hat. Entwarnung, Muttern ist nicht im Anflug, aber meine Wohnung ist aufgeräumt, gesunde Lebensmittel im Kühlschrank und ich habe mir ein Rezept herausgesucht, was ich jetzt kochen werde. Etwas überrumpelt, aber motiviert mache ich mich am Herd zu schaffen. "Ich kümmere mich um den Nachtisch." Während die Nudeln kochen und das Hackfleisch anbrät, laufe ich kurz rüber in das Arbeitszimmer. Anmeldung am Computer, die Jungs in der Firma haben das Backup erfolgreich eingespielt.

Rückkehr in die Küche, auf dem Herd die Nudeln und das Hackfleisch, aber auf der Arbeitsplatte ein großer Beutel Mais. "Was hast du vor?" - "Popcorn" - "Ist das der Nachtisch?"

Wir sitzen am Küchentisch, der Hackfleischauflauf ist weitgehend im Magen, jetzt beratschlagen wir die Zubereitung von Popcorn. "Einfach in die Mikrowelle." - "Muss man da nicht irgendeine Folie drummachen?" - "Ach was, wir machen das so, dann können die Körner richtig aufspringen." Und das tun sie. Ziemlich schnell füllt sich der Garraum der Mikrowelle, aber es poppt immer weiter. Mit lautem Radau springt die Tür auf und eine große Ladung aufgepoppter Mais ergießt sich auf den Küchenboden.

"Nicht schlimm, du hast doch vorhin den Boden gewischt." Wir kriechen über den Boden, sammeln die Körner so gut es geht wieder ein, auch unter den Möbeln und in den Ritzen der Küchenzeile haben sich einige kleinere Maiskörner versteckt. Ich werde in den nächsten Tagen bestimmt noch weitere Reste finden.

"Probier mal, die schmecken echt lecker." Inzwischen sitzen wir vor dem Fernseher und starren auf den dunklen Bildschirm. "Es gibt bestimmt keine spannende Sendung, lass uns einfach was spielen." - "Ich würde lieber Nuhr im Ersten sehen." - "Wie altmodisch. Hast du kein Netflix?" - "Nein, brauch ich nicht, kostet nur."

Das Thema Bewegung ist in den letzten Tagen zu kurz gekommen. "Wir machen Twister." - "Kenn ich nicht." - "Da muss man auf einer Matte mit bunten Punkten mit irgendeinem Körperteil einen ausgewürfelten Farbpunkt berühren." - "Ich habe keine Matte mit bunten Punkten."

Der Läufer aus dem Flur bekommt die notwendigen Kleckse verpasst, nachdem sie in meinem Schreibtisch noch einen Wassermalkasten aus der Schulzeit entdeckt hat. Farbenfroh liegt er jetzt im Wohnzimmer, die Farbe ist weitgehend getrocknet und ein Würfel präpariert. Abwechselnd wird gewürfelt, wir verhaken uns in immer wilderen Verrenkungen. Längst sind die Hände und Füße bunt von der nur halb getrockneten Farbe, sehen auch T-Shirt und Hose aus, als ob wir gerade von einer Anstreich-Aktion zurückkämen.

"Macht nichts, das macht dein Leben viel fröhlicher." - "Finde ich nicht. Es macht meine Kleidung nur viel dreckiger." - "Das ist Farbe, kein Dreck." - "Aber ich muss sie waschen." - "Ja, und?" Nur noch in Unterhose rolle ich den Teppich zusammen, schleife ihn ins Badezimmer, wo er erst mal gründlich durchtrocknen kann.

[Das gibt es seit 14.02.25 als kleine Serie jede Woche]

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