Ich habe das immer gehasst. Wenn mein Sportlehrer beim Klassenausflug mit seinen Spielen anfing. Das musste dann zünftig zugehen, wie es sich für Jungs gehört. Eine seiner tollen Ideen war eine Nachtwanderung zu unbekanntem Ort, allerdings von verschiedenen Trupps ausgespäht und verteidigt. Da ging es um Losungen, um Dresche für die Gegner und Davontragen eines einmaligen Sieges. Nichts dabei, was mich gereizt hätte.
Also raus aus der Jugendherberge, Mannschaften eingeteilt
und erst mal in die vier Himmelsrichtungen geschickt. Mir war gar nicht wohl dabei,
insbesondere, weil ich in einer Gruppe nicht gerade kampferprobter Mitstreiter
gelandet war. Die Dunkelheit brach herein, wir hockten uns an einen Baum und
berieten einen Plan. Die anderen Mannschaften waren nicht zu sehen oder zu
hören, wir konnten sie einfach machen lassen und hier darauf warten, dass das
Spiel ohne uns zu Ende ging. Aber dieser ziemlich schnöde Plan ließ sich dann
doch nicht umsetzen, weil es um uns herum im Unterholz zu knacken anfing. Ich
bekam es mit der Angst zu tun, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit würden sich
die Raufbolde auf uns stürzen, endlich die Gelegenheit ergreifen, und unserer
schulischen Überlegenheit ihre körperliche Überlegenheit entgegensetzen. Blaue
Flecken und tagelange Schmerzen inbegriffen.
Ganz so schlimm kam es dann doch nicht, ein wenig Rangelei,
dann konnten wir den Trupp überreden, mit uns gemeinsame Sache zu machen und am
Ende sogar den Schatz als erste zu finden und in die Jugendherberge zu bringen.
*
Walking through a
winter night, Counting the stars And passing time. Du hattest den einen
Stöpsel vom Kopfhörer im Ohr, ich den anderen. Der Walkman dudelte diese schöne
Ballade von den Scorpions, in meiner Hand deine kleine Hand im Fäustling. Wir
wanderten am zugefrorenen Fluss entlang, es war eisig kalt und beim Ausatmen
konnte man den Atem gegen die Straßenlaternen sehen. Alle paar Schritte blieben
wir stehen, küssten uns und konnten gar nicht genug davon bekommen. Deine warme
Zunge hinter kalten Lippen und rote Ohren, die wir aneinander rieben. Der Weg führte
uns an der ehemaligen Stadtmauer vorbei, historische Leuchten hingen herab und
verbreiteten ein schummriges Licht. Dann durch ein Stadttor in die Altstadt,
wir schlenderten hindurch und blieben hier und da vor einem der verschlossenen
Geschäft stehen. Bis auf einige wenige Weinlokale war alles zu und der hohe
Schnee sorgte dafür, dass auch kaum andere Leute auf der Straße waren.
Wir spulten den Walkman zurück, noch mal Lady Starlight, noch mal deine Hände in
meinen und wir drehten uns im Kreis bis uns schwindelig wurde und wir langsam
nach Hause mussten.
[Fortsetzung: Nachts unterwegs (3-4/6)]
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Dienstliche Glossen]
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