Auf dem Flur ein leises Geräusch, so etwas wie trippelnde Schritte, dazwischen das Schurren eines Transportwagens. Kurze Stille, dann klopft es an der Tür. Erst ganz leise, dann etwas lauter. "Zimmerservice." Ich liege noch im Bett, schaue auf die Uhr. Es ist 7 Uhr, Samstag, Hotel. Wieder das Klopfen, dann der Schlüssel, die Tür schwingt auf. "Noch im Bett." Das ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Mit ein paar Schritten steht sie vor meinem Bett, "Johanna, Zimmerservice", und mit ein paar weiteren Schritten ist sie am Fenster. Zieht die Vorhänge zurück "ich komme in einer halben Stunde wieder".
Wie eine Erscheinung, sie hat das Zimmer wieder verlassen, ich höre sie auf dem Flur, sie klopft am Nachbarzimmer. Wer ist an einem Samstag in einem Hotel schon wach? Ich schlurfe zum Badezimmer, schaue in den Spiegel, putze mir die Zähne, suche im Koffer nach meinem Duschgel. Duschen, cremen, anziehen. Gerade will ich in die Hose schlüpfen klopft es wieder, diesmal direkt sehr energisch. Tür auf, Johanna herein.
Sie schaut mich an, "die Haare sind noch nicht trocken", dann beginnt sie das Kissen aufzuschütteln und das Bettzeug auszulegen. Während ich meine Schuhe aus dem Schrank fische eilt sie hin und her, macht mal hier sauber, rückt mal dort Sachen zurecht. Das Fenster zum Lüften geöffnet, ein Staubsauger kommt unvermittelt zum Vorschein, pfeifendes Geräusch seiner Düse. Ich flüchte ins Bad, föne noch mal meine Haare, es klopft "ich muss jetzt hier saubermachen".
Im unnachgiebigen Licht des Badezimmers werde ich wieder gemustert, "Sie haben schlecht geschlafen", wieder keine Frage, sondern eine Feststellung. "Ja", sage ich, "die Matratze ist so hart." - "Warum sagen Sie nichts?" Das ist eigentlich auch keine Frage, sondern eine Kritik. Schon hat sie ihr Handy aus der Hose gezogen, gibt Anweisungen, organisiert. Nur Minuten später stehen fünf weitere Personen bei mir im Zimmer, unter Aufsicht von Johanna wird das Bett bearbeitet.
Alles runter, Matratze raus, inzwischen ist eine andere Matratze herbeigeschafft worden, diese in das Bettgestell gelegt, mit Topper versehen, bezogen. "Besser?" Keine Frage, sondern ein Befehl zum Probeliegen. Johanna hat alles im Griff, vor versammelter Mannschaft muss ich die Schuhe ausziehen, mich auf das Bett legen und es für weicher befinden. Sie ist glücklich, scheucht die ganzen Helfer wieder aus dem Zimmer.
"Jetzt aber zügig zum Restaurant, das Buffet wartet nicht. Und Sie wollen doch in Ruhe frühstücken?" Keine Frage, eher die Begründung für das stramme Zeitmanagement. Mittlerweile hat sie Handschuhe an, einen Putzlappen in der Hand und rückt die Möbel hin und her. Ihrem strengen Regiment entgeht keine Fluse, keine Staubflocke würde es wagen, sich vor ihr zu verstecken. Und zack, auch der Ansatz eines Spinnennetzes hinter dem Nachttisch fällt dem Feudel zum Opfer.
"Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?" Mal abgesehen vom frühen Ende der Nacht durch das ungeplante Wecken kann ich nicht klagen. Die Luft im Zimmer ist frisch, es duftet nach einem parfumierten Putzmittel, alles steht an Ort und Stelle wie bei der Ankunft. Sie strahlt mich nicht an, aber sie ist sichtlich stolz, mein Durcheinander wieder geordnet zu haben und mehr so nebenbei auch noch das Bett nach Wunsch des Gastes angepasst zu haben.
"Ja", murmele ich, "vielen Dank für die Mühe." Welche kritischen Anmerkungen auch immer mir durch den Kopf gehen, ich spreche sie nicht aus. Sie verzieht ihr Gesicht doch zu einem freundlichen Ausdruck "war die Uhrzeit recht oder soll ich morgen etwas früher kommen, damit Sie mehr vom Tag haben?" - "Oh ja, nein, vielen Dank für das Angebot, ich habe auch so genug vom Tag."
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