Es regnet, ein schöner Regen, so erfrischend, wachstumsverheißend, blütentreibend. Warm ist es auch, ob man überhaupt einen Regenschirm braucht oder die Tropfen auf sich fallen lässt. Kopf in den Nacken, Augen geschlossen und das Gefühl der Feuchtigkeit im Gesicht, mehr und mehr, feuchter und feuchter. Das Kribbeln von kleinen Rinnsalen auf der Wange, tiefes Luftholen durch die Nase und das Gefühl vom T-Shirt, das langsam an der Haut klebt.
Wie überhaupt das Wasser immer mehr Besitz ergreift, durchfeuchtet friedlich leise das Haar, die Finger aus den Taschen auch und dann geht es mit der Kleidung weiter und nimmt sich erst mal die Hose vor. Fest liegt der Stoff schon auf den Beinen, ein so enger Kontakt wie sonst nicht lässt jede Bewegung bewusster erfahren.
Das Kinn nach unten, zusammengekauert wie ein Säugling, die Brust geschützt, doch der Rücken nun unter dem Trommelwirbel des auffrischenden Regens, jeder Tropfen eine kleine Berührung, mal sanft, mal eindringlich. Als Teil der Natur dem Wasser im Weg, das vom Himmel auf die Erde fallen würde, wäre da nicht dieser menschliche Körper im Weg.
Pfützen hier und dort, kleine Wasseransammlungen mit einem unsichtbaren Mikrokosmos des Lebens, aufgewühlt zwar von den Tropfen und hineinfließenden Rinnsalen, ablaufend durch den Rinnstein vereint mit dem Wasser der Fahrbahn. Ein Blatt darauf, im Kreis drehend, getrieben vom bewegten Wasser, auch vom Regen, auch vom Luftzug.
Die Hose nun durchweicht, schon nicht mehr klamm, die Unterwäsche vom ersten Hauch des warmen Wassers erreicht. Schmeichelnd suchen sich die kleinen Bächlein ihren Weg vom Kopf über den Rücken, der Schwerkraft folgend in sanfter Ausbreitung durch die Fasern des Stoffs. Begleitet von den massierenden Berührungen zwischen den Haaren, dem gelegentlichen Tropfen der warmen Feuchtigkeit von der Nase auf den regennassen Asphalt.
Kaum noch kann man es als T-Shirt erkennen, der Stoff wie eine zweite Haut am Körper, das badewannenwarme Wasser unter einem zarten Luftstrom wird zu einer weiteren Oberhaut. In aller Zartheit ist ein Maximum erreicht, das unermüdlich nachfolgende Wasser überläuft den Körper ohne noch irgendeine Änderung, Steigerung der Befeuchtung gar, zu erreichen.
So sanft und klein die Tropfen, so liebevoll alle Berührung und streichelnd ihr Strom von oben bis unten. Bewegung dabei, kein bloßes Bad in einem Gewässer, ein ununterbrochenes Strömen und Fließen und Ablösen von vorher schon vorhandenen Tröpfchen und Tropfen und Befeuchtungen.
Jetzt eine Lücke in der Wolkendecke, regenpausierend scheinen die Wassermassen einer abgesperrten Schleuse gleich aufzuhören.
Langsam richtet sich der Körper auf. Die Augen blinzeln dem helleren Licht entgegen, das durch die Wolkenlücke fällt, wie ein Versprechen. Die Tropfen vereinzeln sich, klingen aus wie der letzte Ton eines Liedes, das noch im Ohr nachschwingt. Die Haut dampft leicht, der Atem ruhig.
Die Luft ist erfüllt vom Geruch des feuchten Sommers, von Erde, Laub und Leben. Noch ein tiefer Atemzug. Kein Drang, sich zu trocknen, keine Eile. Nur das Gefühl, ganz da zu sein – als wäre man selbst Teil des Regens gewesen, ein Tropfen unter vielen, vorübergehend schwerelos.
Abonniere den Kanal Eckhards Blog By Dr.-G auf WhatsApp
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken - Dienstliche Glossen]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen