Beim Aufräumen geriet mir eine kleine Sammlung Karteikarten in die Hand. Es dauerte einen Moment, bis mir wieder einfiel, was es mit den Namen auf sich hatte, jeweils ergänzt um Adresse, Telefonnummer und Geburtstag.
Angelika B. Deine Leidenschaft für aromatisierten Tee, besonders mit Vanille und der Kandiszucker, der sich langsam auflöste, während wir klönten oder knutschten.
Birgit Z. Du hast mir immer von Fernsehserien erzählt. Was
dich da so bewegt hat und was die verschiedenen Figuren hätten machen sollen.
Birgit D. Es war unbeschreiblich sexy, beim Tanzen deine
Beine unter dem Petticoat zu sehen.
Martina E. Uno, Canasta, Mau-mau und alle anderen
Kartenspiele, die man zu zweit so spielen kann. Ohne müde zu werden.
Nicole F. Wir haben uns im Schwimmbad kennengelernt. Auf dem
Sprungbrett hast du eine tolle Figur gemacht, beim Federball auch.
Claudia G. Von dir habe ich Handarbeiten gelernt. Meisterin
der Stricknadel, aber auch geschickt mit Schnittmustern und der Nähmaschine.
Barbara G. Niemand war so lustig wie du. Wie eine wandelnde
Witzdatenbank konntest du immer wieder einen neuen Lacher raushauen.
Heike H. Große Liebe, viele Schmetterlinge, viele Träume,
viele Tränen.
Regina H. So vernünftig, alles geplant, die Zukunft ganz
klar vor Augen. Und immer unzufrieden mit mir, der ich den Augenblick genießen
wollte.
Monika K. Diese heimlichen Badeorgien, wenn Deine Eltern
nicht da waren. Mit Schwimmkerzen, Musik und dabei ganz züchtig mit Badehose
und Bikini.
Dagmar K. Allein schon wie du Klavier spielen konntest war
wundervoll. Ich dabei mit dem Akkordeon und deine kleine Schwester wollte
unbedingt dazu singen.
Alexandra K. Ich bin einfach in der Jugendherberge durchs
Fenster in den Mädchentrakt und das hat mir bei dir zum Lohn einen fetten Kuss
eingebracht.
Simone H. Die schönste Brieffreundschaft meines Lebens mit
parfümiertem Papier. Wir haben uns heiß geschrieben und in eine irreale Liebe
gesteigert.
Simone L. Fünf Jahre älter als ich – das hast du mich immer
spüren lassen. Du hattest ja so viel mehr Erfahrung und hattest schon alles
gesehen und erlebt.
Klaudia M. Lange Fahrradausflüge, Picknick unter Bäumen und
immer war deine beste Freundin in der Nähe.
Sandra M. Der unbeschreiblich süße Hund gehörte eigentlich deinem
Bruder, aber der kümmerte sich nicht um ihn.
Anja O. Ein Überbleibsel aus der Grundschule. Unsere zunehmend
sexuelle Beziehung hatte etwas von „Tausendmal berührt“.
Marina P. Es war nicht nur der große Busen, der uns Jungs
verrückt machte. Heimlich durften wir ihn auch mal streicheln und du hast dabei
gelacht.
Petra P. Ich war total verknallt, das wusstest du, aber mehr
als eine Einladung zu einer Limo war leider nicht drin.
Sabine Ö. Wir wohnten einfach zu weit voneinander entfernt; Aber
die seltenen Treffen mit langer Zugfahrt waren wie Traumwolken am Himmel eines
Teenagers.
Angela S. Stunden und Tage haben wir über deine Probleme
gesprochen. Eine seltene Kombination aus depressiver Traurigkeit und
Lebenslust.
Nicole R. Vermutlich hast du mich mit einem Pferd verwechselt,
denn eigentlich hast du den ganzen Tag im Stall verbracht und fühltest dich nur
von diesen Vierbeinern verstanden.
Ursula S. Diese romantischen Spaziergänge durch die
Winterlandschaft, deine warme Zunge hinter kalten Lippen und das Kratzen der
Wollmütze auf dem Kopf.
Ute S. Mathematik bei Mädchen, das geht durchaus. Wenn du in
deinen Zahlenbergen, Reihen und Folgen vertieft warst, schien die Welt um dich
still zu stehen.
Britta S. Allways riding on the edge of desaster – Deine Ideen
für Aktivitäten hatten nahezu immer den Charakter von Mutproben.
Adriana S. Danke für alles, was du mir über den weiblichen
Körper beigebracht hast. Ganz ohne Scheu, eine bemerkenswerte Balance zwischen sachlicher Aufklärung und Erotik.
Petra T. Unser gemeinsamer Weg hat sich irgendwo zwischen
großer Schwester und großer Liebe verloren.
Silke Ü. Deine Kochkünste, dieser Einfallsreichtum am Herd.
Wie man aus wenigen einfachen Zutaten in kurzer Zeit eine Köstlichkeit zaubern
kann – einzigartig.
Silke W. Von Brieffreundschaft über Kennenlernen und Feiern
mit deinen Freunden habe ich mein Herz zwar nicht an dich, aber an das
Münsterland verloren.
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Dienstliche Glossen]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen