12 August 2022

Neunundzwanzig Erinnerungen

Beim Aufräumen geriet mir eine kleine Sammlung Karteikarten in die Hand. Es dauerte einen Moment, bis mir wieder einfiel, was es mit den Namen auf sich hatte, jeweils ergänzt um Adresse, Telefonnummer und Geburtstag.

Angelika B. Deine Leidenschaft für aromatisierten Tee, besonders mit Vanille und der Kandiszucker, der sich langsam auflöste, während wir klönten oder knutschten.

Birgit Z. Du hast mir immer von Fernsehserien erzählt. Was dich da so bewegt hat und was die verschiedenen Figuren hätten machen sollen.

Birgit D. Es war unbeschreiblich sexy, beim Tanzen deine Beine unter dem Petticoat zu sehen.

Martina E. Uno, Canasta, Mau-mau und alle anderen Kartenspiele, die man zu zweit so spielen kann. Ohne müde zu werden.

Nicole F. Wir haben uns im Schwimmbad kennengelernt. Auf dem Sprungbrett hast du eine tolle Figur gemacht, beim Federball auch.

Claudia G. Von dir habe ich Handarbeiten gelernt. Meisterin der Stricknadel, aber auch geschickt mit Schnittmustern und der Nähmaschine.

Barbara G. Niemand war so lustig wie du. Wie eine wandelnde Witzdatenbank konntest du immer wieder einen neuen Lacher raushauen.

Heike H. Große Liebe, viele Schmetterlinge, viele Träume, viele Tränen.

Regina H. So vernünftig, alles geplant, die Zukunft ganz klar vor Augen. Und immer unzufrieden mit mir, der ich den Augenblick genießen wollte.

Monika K. Diese heimlichen Badeorgien, wenn Deine Eltern nicht da waren. Mit Schwimmkerzen, Musik und dabei ganz züchtig mit Badehose und Bikini.

Dagmar K. Allein schon wie du Klavier spielen konntest war wundervoll. Ich dabei mit dem Akkordeon und deine kleine Schwester wollte unbedingt dazu singen.

Alexandra K. Ich bin einfach in der Jugendherberge durchs Fenster in den Mädchentrakt und das hat mir bei dir zum Lohn einen fetten Kuss eingebracht.

Simone H. Die schönste Brieffreundschaft meines Lebens mit parfümiertem Papier. Wir haben uns heiß geschrieben und in eine irreale Liebe gesteigert.

Simone L. Fünf Jahre älter als ich – das hast du mich immer spüren lassen. Du hattest ja so viel mehr Erfahrung und hattest schon alles gesehen und erlebt.

Klaudia M. Lange Fahrradausflüge, Picknick unter Bäumen und immer war deine beste Freundin in der Nähe.

Sandra M. Der unbeschreiblich süße Hund gehörte eigentlich deinem Bruder, aber der kümmerte sich nicht um ihn.

Anja O. Ein Überbleibsel aus der Grundschule. Unsere zunehmend sexuelle Beziehung hatte etwas von „Tausendmal berührt“.

Marina P. Es war nicht nur der große Busen, der uns Jungs verrückt machte. Heimlich durften wir ihn auch mal streicheln und du hast dabei gelacht.

Petra P. Ich war total verknallt, das wusstest du, aber mehr als eine Einladung zu einer Limo war leider nicht drin.

Sabine Ö. Wir wohnten einfach zu weit voneinander entfernt; Aber die seltenen Treffen mit langer Zugfahrt waren wie Traumwolken am Himmel eines Teenagers.

Angela S. Stunden und Tage haben wir über deine Probleme gesprochen. Eine seltene Kombination aus depressiver Traurigkeit und Lebenslust.

Nicole R. Vermutlich hast du mich mit einem Pferd verwechselt, denn eigentlich hast du den ganzen Tag im Stall verbracht und fühltest dich nur von diesen Vierbeinern verstanden.

Ursula S. Diese romantischen Spaziergänge durch die Winterlandschaft, deine warme Zunge hinter kalten Lippen und das Kratzen der Wollmütze auf dem Kopf.

Ute S. Mathematik bei Mädchen, das geht durchaus. Wenn du in deinen Zahlenbergen, Reihen und Folgen vertieft warst, schien die Welt um dich still zu stehen.

Britta S. Allways riding on the edge of desaster – Deine Ideen für Aktivitäten hatten nahezu immer den Charakter von Mutproben.

Adriana S. Danke für alles, was du mir über den weiblichen Körper beigebracht hast. Ganz ohne Scheu, eine bemerkenswerte Balance zwischen sachlicher Aufklärung und Erotik.

Petra T. Unser gemeinsamer Weg hat sich irgendwo zwischen großer Schwester und großer Liebe verloren.

Silke Ü. Deine Kochkünste, dieser Einfallsreichtum am Herd. Wie man aus wenigen einfachen Zutaten in kurzer Zeit eine Köstlichkeit zaubern kann – einzigartig.

Silke W. Von Brieffreundschaft über Kennenlernen und Feiern mit deinen Freunden habe ich mein Herz zwar nicht an dich, aber an das Münsterland verloren.

[Andere Blogs: Interdisziplinäre GedankenDienstliche Glossen]

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