Du hast schon einen weiten Weg vom Himmel hoch bis zu mir zurückgelegt, hast ausgerechnet mich getroffen und nun liegst du auf meiner Hand und schmilzt für mich dahin.
Es ist so schön, dass du mich gefunden hast, ich schaue dich an und freue mich über deine schöne feinkristalline Struktur.
In wenigen Augenblicken wirst du ja nicht mehr existieren, geschmolzen durch meine Wärme. Aber du lebst fort als Wasser, meine Hand wird feucht und du hast dich eigentlich nur verwandelt. Als Flocke hast du vielleicht nur wenige Stunden zwischen der Geburt in der Atmosphäre und dem Auftauen, aber in deinem Herzen bist du Wasser, und damit gehörst du zum ewigen Wasserzyklus der Erde. Und selbst wenn du in den vielen Millionen Jahren deiner Existenz mal zerfällst, dann ergeben sich immer noch so wertvolle Elemente wie Sauerstoff und Wasserstoff.
Tja, und deine Bindung ist für uns Menschen auch eine Art Vorbild. Existieren da über unvorstellbare Zeiträume hinweg drei Atome in einer stabilen Beziehung, und haben dabei über die Wasserstoffbrücken auch noch eine einzigartige Verbindung zu den Nachbarn. Gäbe es irgendetwas hiervon nicht, dann gäbe es nicht das Leben auf der Erde, wie wir es kennen.
Und all dies sehe ich in dir, wie du so auf mir liegst, vergänglich und doch unsterblich, zerfallend und doch überdauernd, wunderhübsch und eigentlich nur trivial-schön.
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