05 März 2021

Du auf der Blumenwiese

Vor einigen Wochen lag ich im Bett und ließ den Tag Revue passieren. Es war nicht gerade einer meiner besten Tage, der da hinter mir lag. Um auf andere Gedanken zu kommen, malte ich mir in meiner Phantasie eine fröhliche, warme Szene aus.

Beim Wandern kam ich nicht fern des Dorfes, in dem ich den meisten Teil des Sommers verbringe, an einer kleinen Weide mit Kühen vorbei, dann folgen ein paar wilde Obstbäume, ferner ein Tümpel. Und dann kommt eine Blumenwiese, die ich sehr gerne mag, ausgebreitet unter der Sonne, und im Laufe der Saison die blühende Pracht wechselnd und nach allerlei Kräutern duftend.

Heute sah ich dort ein kleines Mädchen, es lief auf der Wiese umher, tänzelnd manchmal, die langen Haare glänzten in der Sonne. Das junge Ding wartet auf die Freundin, mit der es sich häufig trifft, die beiden spielen viel miteinander, tanzen über die Wiese, zupfen einen Strauß zusammen oder necken irgendwelche kleinen Tierchen mit Grashalmen.

Die Freundin scheint wohl nicht zu kommen, das ist nicht ungewöhnlich, mal muss sie für den Vater noch etwas erledigen, mal der Mutter im Haushalt helfen. Dann wird es Nachmittag, du legst erst den Kopf in den Nacken, schaust zum Himmel und lässt dich dann aus einer Pirouette auf die Wiese fallen.

Aufmerksam schaust du einem Käfer zu, der sich einen Weg durch das für ihn hohe Gras sucht. Zuerst erwägst Du, ihn bei seinem beschwerlichen Weg zu unterstützen, aber er kommt denn doch recht erfolgreich voran, so dass du erst mal nicht weiterhelfen musst. Das war vorgestern mit dem Hund vom Nachbarsjungen anders, er hatte sich mit einer Hinterpfote im Zaun verfangen und jaulte erbärmlich, bis du ihn befreien konntest.

So wird es auch immer mit deiner besten Freundin sein, ihr werdet euch immer helfen und natürlich auch keine Geheimnisse voreinander haben. Es ist toll, mit ihr alles zu teilen und besonders schön, wenn sie da ist und ihr über die Blumenwiese tanzen könnt, bis ihr müde werdet und zu den Obstbäumen lauft, wo ihr euch im Schatten ausruht. An anderen Tagen versucht ihr so lange kleine Kunststücke hinzubekommen, bis die Abendglocke ertönt und es an der Zeit ist, nach Hause zu gehen. Hand in Hand hüpfst Du mit der Nachbarin zurück zum Dorf, zum Elternhaus mit seinem gedeckten Tisch.

Heute bist du freilich alleine da, aber das ist gar nicht so wichtig, denn auch ohne das andere Mädchen kannst du springen und einen kleinen Parcours aufbauen, den du mit flatterndem Rock umlaufen, dann auf einem Bein umhüpfen musst, jetzt auf dem anderen Fuß zurück. Vielleicht ein Kopfstand, naja, der klappt selten, das wäre ja heute die Gelegenheit zu üben.

Noch während ich dir zuschaue und über die hartnäckig erkämpften Erfolge staune, schlafe ich mit einem friedlichen Lächeln ein und gleite von meiner Phantasie- in die Traumwelt.

Seit diesem Abend besuche ich dich immer mal wieder und schaue dir auf der Blumenwiese zu, deren Duft und Strahlen mich so wundervoll beruhigt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen