Das Deployment ist durch
... ich schaue in den Kühlschrank, Gott sei Dank hat sie mir beim letzten Einkauf auch Bananen mitgebracht. Das kühle Obst tut gut an der Stirn, ich mache die Schale ab und beiße hinein. Das Telefon klingelt, ein Kollege will noch mal über den heutigen Nachmittag sprechen und ein Lessons-learned organisieren. Das will ich auch, aber anders als er meint. "Können wir das morgen machen, ich fühle mich nicht ganz wohl."
Das Telefon klingelt wieder "Du warst heute so abwesend, ist alles ok?" - "Ja, alles ok, alles cool. Ein bisschen Kopfschmerzen gerade." Schon nett. Wieder das Telefon, ja bin ich eine Telefonzentrale? "Ich bins" - "Ja?" - "Wie geht es dir, du warst so plötzlich weg." - "Ja." - "Haben dir die Brownies nicht geschmeckt?" - "Doch." - "Was dann?" - "Ich musste noch arbeiten." - "Ich komme gleich vorbei." - "Ich bin müde, komm doch bitte morgen."
Es klingelt an der Haustür. "Zeit für Yoga!" Sie strahlt mich an. "Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen, ich bin müde, fühle mich nicht wohl. Und lieber ins Bett als Sport machen." Es folgen die bekannten Haltungen, Cobra, Vorbeuge, Herabschauender Hund, Berg. Ich werde tatsächlich langsam wieder munter. "Jetzt noch ein bisschen frische Luft." Ich reiße die Fenster auf, stelle mich in den entstehenden Durchzug. Hinter mir höre ich Bewegung, Geklapper aus der Küche.
"Grünes Abendessen. Wir machen mal FDDH." - "Was soll das sein?" - "Friss du die Hälfte. Ich beiße in ein Salatblatt, du übernimmst den Rest. Und umgekehrt. Das spart Besteck und ist total lustig." Der Küchentisch ist etwas zu breit für das Spiel, aber wenn wir beide halbwegs stehen und uns über den Tisch beugen, kommen wir an die Sachen heran, die der andere schon halb im Mund hat. Das Ganze auch noch mit Getränken zu probieren artet in eine ziemliche Sauerei aus.
Mit vollgekleckerten T-Shirts lassen wir uns unter den beschlabberten Tisch fallen. "Findest du das nicht ziemlich kindisch?" - "Aber gar nicht. Das ist archaisch, in der Steinzeit musste man sich seine Mahlzeit auch mit den anderen aus der Höhle teilen. Und konnte noch froh sein, wenn man was abbekommen hat." Es folgt eine Diskussion über die Entwicklung der Menschheit, Kultur im Allgemeinen und Esskultur im Besonderen.
"Die Asiaten essen mit Stäbchen. Hast du mal gesehen, wie die über ihren Schüsseln hängen?" - "Oder die Afrikaner mit ihrem Porenbrot, mit dem sie irgendeine Paste aufnehmen und in den Mund stecken." - "Oder die Franzosen, die morgens ihre trockenen Baguettestücke vom Vortag so lange in den Milchkaffee tunken, bis sie essbar werden." - "Oder die Tartaren, die so lange auf dem Fleisch herumreiten, bis es weich ist."
Wir sind auf allen Vieren im Wohnzimmer angekommen, zurück auf die Yoga-Matte. Ich rolle mich auf den Rücken für die Große Entspannung. Die Übungen hatte ich ja vorhin schon. Die Augen fallen mir zu, neben mir höre ich einschläfernde Worte, eine Wanderung durch meinen Körper vom Kopf über das Herz, meinen Magen und mein Becken bis in die Füße.
Mitten in der Nacht wache ich auf, der Rücken tut mir weh vom Liegen auf der harten Matte und der Hals kratzt etwas, weil ich mich wohl verkühlt habe. Sie ist nicht da, ich schleppe mich angezogen zum Bett und schlafe weiter.
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