19 Juli 2024

Seit 26 Jahren Generation Greta

Geboren im Jahr 1998 und damit ein Kind der Generation Greta Thunberg, wie alle jungen Menschen neugierig auf die Welt, aber geprägt vom Umfeld während Kindheit und Jugend auch ganz anders als die deutlich jüngeren oder älteren Menschen. Eine eigene Generation eben, ein individuell anderes Leben.

Geboren
in ein soziales Umfeld mit aufmerksamen Familien, in denen die Kinder eine enge Beziehung erlebten und mit Respekt und Wertschätzung behandelt wurden, legt diese Generation Wert auf eigene Gestaltung in Form einer Work-Life-Balance. Das selbstbewusste Äußern der eigenen Meinung sowie die Beeinflussung von Entscheidungen gehörte seit Kindertagen in ihre Welt und sorgt für eine deutliche Positionierung in der Gesellschaft.

Geboren in ein Nest des Wohlstands, des aufkeimenden Fachkräftemangels, entwickelte sich eine Grundeinstellung, die Schwerpunkte auf die eigenen Bedürfnisse zu legen. Nicht so sehr die gute Schulnote stand im Mittelpunkt, vielmehr die persönliche Entwicklung und ein pragmatischer Ansatz, der sich auch später in Beruf und Leben manifestierte. Dabei sind Anerkennung und Karriere wichtiger als materieller Wohlstand, was bei den Arbeitgebern ein Umdenken hinsichtlich der Mitarbeitermotivation erfordert.

Geboren in Friedenszeiten (Deutschland) können persönliche Entwicklung und die individuelle Suche nach Herausforderungen im Mittelpunkt stehen. Durch eine hohe Erwartung an sich selbst und eine ausgeprägte Selbstfokussierung steigt aber auch die psychische Belastung, was sich in einem Anstieg entsprechender Krankheitsbilder widerspiegelt.

Geboren in einer Welt voller Technik war die Verfügbarkeit von Informationen eine Selbstverständlichkeit; Waren es am Anfang noch eher zaghafte Ansätze der Digitalisierung, sind inzwischen Produkte aus App-Stores und Smartphones allgegenwärtig. Ständig online zu sein und über diverse Plattformen vernetzt zu sein ist gelebte Praxis.

Geboren in eine schnell wechselnde Umgebung gehört Flexibilität zu den Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewältigung des Alltags. Die Schnelllebigkeit in Bereichen wie IT breitete sich auf alle Felder des Lebens aus und erzwingt die ständige Anpassung und Weiterbildung. Da die klassische Ausbildung in vielen Feldern für diese Innovationsgeschwindigkeit zu träge ist, besteht ein hoher Bedarf an autodidaktischem Lernen.

Geboren in ein Umfeld des ökologischen Bewusstseins wuchs ein kollektives Moment der Beschäftigung mit der Umwelt. Ergänzend zu kraftvollen Demonstrationen (z. B. Fridays for Future) wurde der Einfluss auf die Gesellschaft auch durch klare Kommunikation und deutlichen Gestaltungsanspruch verstärkt.

Geboren in zunehmende Einbettung der Social Media lebt diese Generation zwischen der öffentlichen Selbstdarstellung im Netz und der persönlichen Entdeckung des eigenen Charakters. Der Druck zur Selbstoptimierung ist hoch, ähnlich wie früher nur Prominente muss sich diese Generation nach außen stets von ihrer besten Seite zeigen.

Geboren und umgeben von Reizüberflutung kämpfen sie zum einen darum, überhaupt wahrgenommen zu werden und zum anderen damit, in diesem Überangebot eine Orientierung zu behalten. Aufmerksamkeit wird zu einem Marktartikel, der beworben werden muss und einer abnehmenden Aufmerksamkeitsspanne gegenübersteht.

Geboren in eine diskussionsbereite Gesellschaft liegt dieser Generation Verhandlungsstärke und die Suche nach individuellen Lösungen im Blut. Sie erwarten als Individuum wahrgenommen zu werden und mit Anderen auf Augenhöhe zu sprechen. Das Gegenüber soll präsent sein und sich auf sie einlassen.

Geboren in Familien mit sich öffnenden Ehekonstrukten entwickelte die Generation ein eher unverbindliches Verhältnis zu Partnerschaften. Das Modell DINK (Double Income No Kids) etablierte sich und bildete die Basis, sich sowohl gegen Überanspruchung im Beruf als auch in der Partnerschaft zu schützen. Als Folge verringert sich die Loyalität sowohl im Privat- als auch im Berufsleben. Vorübergehende Partnerschaften, ein erlebnisorientiertes Sexualleben einerseits und die Zusammenarbeit in agilen Teams andererseits zeigen die Volatilität der Beziehungen.

Geboren in eine weitreichende Vernetzung gibt es eine Vielzahl von Bekanntschaften, deren Tiefe sich nicht zuverlässig ermitteln lässt. Intensiver Austausch rund um den Erdball steht oberflächlicher Kommunikation im direkten Umfeld gegenüber. Die Anonymität vieler Beziehungen erleichtert das Vermeiden von Konflikten.

Geboren in den Fluten des Internets ist die Generation gewohnt, schnell an beliebige Informationen zu gelangen. Längere oder vertiefte Suche empfinden sie als Belastung und geben sich mit ersten Informationen zufrieden, was tendenziell zu einem Mangel an Tiefenkompetenz führt.

Geboren mit einer gewissen Weltoffenheit ist die Generation gegenüber verschiedenen Erlebnissen, Erfahrungen und Diversität aufgeschlossen. Nachhaltigkeit spielt ebenso eine Rolle wie überhaupt Umweltbewusstsein oder das Ausprobieren neuer Ernährungsansätze.

Und so endet die sechsundzwanzigjährige Success Story in dieser Generation mit der Erkenntnis, dass auch diese Generation auf der Suche nach sich selbst ist, in einer Art pubertärer Entwicklung mit der Orientierungslosigkeit einer Welt überbordender Möglichkeiten zu kämpfen hat und es mal besser machen will als alle Generationen zuvor.

Alles Gute zum Geburtstag!

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