[Was bisher geschah: Handyliebe - Handyliebe (2)]
Ich möchte noch kurz erzählen, wie die Liebschaften meines Handys schließlich ausgegangen sind. Nachdem es sich mit dem iPhone meiner Frau angefreundet hatte und danach eine Beziehung mit dem Echo Dot eingegangen war, war nach ein paar mehr oder weniger aufregenden Wochen erst mal Ruhe. In gewisser Weise schienen die wilden Nächte in freundschaftliche Kränzchen überzugehen, die Geräte sprachen miteinander, tauschten unübersehbar Daten aus, ließen es aber nicht mehr zu Exzessen kommen. Auch der Versand von Herzchen hörte auf.
Fast dachte ich, dass der für Technik unerwartet emotionale Teil zu Ende gegangen wäre, doch tatsächlich bahnte sich in aller Heimlichkeit eine neue Verbindung an. Ich hätte ja eigentlich nach meinen bisherigen Erfahrungen darauf kommen können, aber nach dem Theater mit der ersten großen Liebe und dem Zirkus bezüglich Smarthome hatte ich diese leise Beziehung schlichtweg übersehen.
In der Tat konnte man sie auch gar nicht so recht bemerken, weil die beiden Geräte von Natur aus und zwingend miteinander in Austausch sein mussten. Fast schien es mir wie eine Liebe am Arbeitsplatz, wo sich Personen unbemerkt beobachten können und viel Zeit miteinander verbringen, bevor sie zusammenkommen. Wie gesagt hatte ich nichts gemerkt und hätte ich nicht wieder mal das mir nun schon recht bekannte Herzchen gesehen, dann wäre mir diese Liaison vermutlich noch länger verborgen geblieben.
Diesmal tauchte es auf meiner Smartwatch auf. Nur ganz kurz, zwischen Uhrzeit und irgendeiner empfangenen WhatsApp-Nachricht sah ich es wieder. Das typische, leicht verformte Herz, das mein Smartphone in seiner Freundschaft zu verschicken pflegte. Oha, dachte ich, denn ein Ausfall von Erinnerungen, Wecker und Benachrichtigungen hätte mich schon sehr getroffen. Aber tatsächlich war die Liebe diesmal aus anderem Material.
Zwar nahm die Akkuladung der Uhr über den Tag viel schneller ab als normal, schlug ihr Prozessor vermutlich viel schneller und wurden viel mehr Nachrichten ausgetauscht. Aber in der Leistung merkte ich keinen Unterschied. Selbst beim Sport wurden unvermindert die Pulsdaten aufgenommen, die Zeiten registriert und die Schwimmbahnen mitgezählt. Alles lief tadellos, so dass für mich nichts gegen das Turteln der beiden Verliebten sprach.
Mehr noch hatte ich den Eindruck, dass im Hintergrund sogar irgendwelche gemeinsamen Projekte liefen, vielleicht arbeiteten die beiden an neuen Datenverarbeitungen, die mir im Zweifelsfall sogar nützlich sein konnten. Und tatsächlich kam nach einigen Tagen auf beiden Displays zeitgleich die Mitteilung über eine Software-Überarbeitung, die ganz offensichtlich nicht von Apple in Auftrag gegeben worden war.
Zur Belohnung suchte ich das Herzchenkissen heraus, das mir meine Tochter einmal genäht hatte und legte meine beiden lieben Geräte zur Akkuladung nebeneinander darauf. Eine phantastische Entscheidung, wie sich schnell herausstellte, denn nicht alleine, dass die beiden Devices nun täglich ihr Bestes gaben, auch die Ladezeit schien sich zu verringern und sie waren einfach fitter.
Es tat mir geradezu leid, wenn ich die beiden morgens von ihrem Kissen holen, die Uhr am Handgelenk befestigen und mein Handy nach Durchsicht der Nachrichten in die Tasche stecken musste. Und ich bin fast sicher, dass ich abends ein kaum hörbares Knutschen hören konnte, wenn die beiden wieder ihren Platz auf dem Kissen einnahmen.
Was nun wirklich der letzte Teil der Geschichte ist, denn auch wenn die Lebenszeit technischer Geräte heutzutage ja bekanntlich nur wenige Jahre beträgt, haben sie bei mir noch viele glückliche Tage vor sich, falls es nicht zwischendurch ein Unglück gibt. Aber das werde ich schon zu verhindern versuchen.
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