Doch schon bin ich auf dem gepflasterten Bürgersteig
angekommen, die Verbundsteine haben Fugen, die ich nun deutlich zu spüren
bekomme. Ich bleibe stehen, schließe die Augen und fühle bewusst die
Unterbrechung der Oberfläche und die zunehmend kälter werdenden Fußsohlen.
Augen auf, es geht weiter auf der Asphaltdecke der Straße in Richtung Waldrand,
durch die Bewegung spüre ich zwar die Kälte nicht mehr, aber der Bodenbelag ist
deutlich rauer.
Nur ein kleiner Graben trennt mich vom Waldboden, ich mache
Anstalten, ihn mit großem Schritt zu überqueren, überlege es mir anders und
wate mit meinen nackten Füßen hinein. Es wird feucht und der Untergrund gibt
nach, ein wenig Matsch drückt sich zwischen meinen Zehen hindurch. Jetzt heißt
es aufzupassen, könnte sich doch unter der sichtbaren Schicht auch allerlei
spitzes Gewerk befinden, das sich empfindlich in meine Füße bohrt.
Doch nichts passiert, mit Schwung geht es die Grabenseite
wieder hoch und ich stehe auf blätterbedecktem Waldboden. Wie schön sich jetzt
dieser weiche, trockene Untergrund anfühlt. Leicht nachgiebig, ein wenig wärmer
als das Wasser im Graben, geradezu anschmiegsam und schmeichelnd. Nur kurz halte
ich inne, atme tief durch, fülle die Lunge mit der Waldluft, allzu viele
Gerüche sind zu dieser Jahreszeit nicht wahrzunehmen, aber ein Hauch von
modernden Blättern und versteckten Pilzen tritt mir doch in die Nase.
Jetzt aber los, ich möchte ja einen Spaziergang machen,
sorgsam schaue ich auf den Boden, damit ich nicht in heruntergefallene Äste trete
oder an Wurzeln stoße. Trotz meiner Vorsicht gibt es doch immer wieder ein
kleines Hindernis, einen kantigen Gegenstand unter meinen Füßen. Was anfangs
noch weh tut, wird nach und nach ein selbstverständlicher Teil der Fortbewegung.
Und umso mehr erfahre ich unwillkürlich die Veränderungen beim Wechsel vom
Trampelpfad zum Wanderweg.
Der darauf verstreute Schotter war mir mit Schuhen immer willkommen,
heute pieken die Steine in meine ungeschützte Haut und ich wünschte mir Spuren,
auf denen ich auf dem natürlichen Boden laufen könnte.
War da schon immer dieser Randstreifen? Jedenfalls kann ich
seitlich neben dem Schotter herlaufen, jetzt gibt es nur noch selten einen
verstreuten Stein, den ich allerdings dann auch recht schmerzhaft erlebe. Nun,
das Erfühlen des Bodens, dieser direkte Kontakt mit der Erde hat eben auch
seinen Preis, und sei es das Risiko, sich zu verletzen.
Allerdings geht alles gut, ziemlich schmutzig, ein wenig malträtiert,
aber im Wesentlichen ohne nennenswerte Verletzungen erreiche ich eine knappe
Stunde später wieder meinen Graben. Soll ich wieder hindurchwaten oder diesmal
doch lieber springen? Ich entscheide mich für den Sprung, rutsche zwar ein
wenig auf der Gegenseite ab, falle aber nicht und vorgebeugt komme ich dann
doch noch so eben auf dem festen Untergrund an.
Die letzten Schritte bis zur Haustür lasse ich noch mal die
zahlreichen unterschiedlichen Eindrücke Revue passieren, diesen Wechsel
zwischen weich und hart, zwischen liebkosend und unangenehm, zwischen kalt und
warm, feucht und trocken. Was für ein haptischer Cocktail, denke ich, ergänze
noch mal mit dem Genuss der würzigen Luft und trete ins Haus.
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