17 Februar 2023

Das kölsche Panta Rhei(n)

Wer das kölsche Gen in sich trägt, der weiß: alles fließt. Seit Jahrtausenden macht uns der Rhein vor, wie das geht. Kein Wunder, dass es dann im eigenen Körper weitergeht: Blut, Lymphe, Verdauung, Hormone. Und wie schön ist das, da ist ständig Bewegung, ganz ohne eigene Anstrengung. Wobei man den Körper aber ein wenig anregen muss, ein Kölsch hier und da sorgt für den notwendigen Flüssigkeitsein- und -austritt.

Um uns herum ein Kommen und Gehen. Mal lebt der Eine, mal stirbt der Andere, normal. Das ist traurig, aber nur ein wenig, denn auch die Trauer kommt und geht. Panta rhei eben, et kütt, wie et kütt.

Es erklärt die stoische Ruhe der Kölner, wenn die Stadt belagert wird, wenn die Preußen meinen, ihre Ordnung auf die heilige Stadt am Rhein loslassen zu müssen, die Franzosen ihre Kultur einbringen, die Italiener, die Türken, die Protestanten, die Schwulen und Lesben… alle kommen, aber viele gehen auch wieder und lassen ein kleines Bisschen zurück, das wir geschickt in die kölschen Lebensart integrieren.

Das kölsche Panta Rhei(n)

Wer nicht hier geboren ist, der ist ein Immi (Immigrant), aber das ist nichts Abwertendes, denn auch hierbei ist uns der Vater Rhein ein großes Vorbild: Er ist geduldig und nimmt im Laufe der Jahre einfach alles (und jeden) mit, und früher oder später schlägt das Herz dann bei den Zugezogenen ehemals Fremden für den Dom und sein Drumherum.

Fastelovend hat hier eine eigene Bedeutung, ist Teil der Kultur, des Jahreszyklus und des Grundverständnis: Sind wir nicht alle Jecken, auch wenn wir gerade mal keine Pappnase aufhaben? Und wenn Sommer ist und die Sonne so schön scheint – dann flugs die Girlande aus dem Schrank geholt und die Luftschlangen im Raum verteilt. Sozusagen das Yin und Yang zwischen Arbeitstag und Freizeit in gemütlicher Runde.

Schunkelnd fließende Bewegungen, ob an der Theke, in der Beziehung oder im Beruf, levve un levve losse; Erfolge stellen sich ein oder auch nicht, denn mer muss och jünne künne.Dazu gehört auch der Fluss des Geldes, was für Außenstehende nach kölschem Klüngel aussieht. Dabei ist es das natürliche Geben und Nehmen, gerne auch mit kleinen Gefälligkeiten, denn: von nix kütt nix.

 Im Lebensbogen zwischen Geburt, Blotwoosch, Kölsch, lecker Mädchen und ruhigem Ende sind alle Stationen vom entspannten kumm ich hück nit, kumm ich morje geprägt. Und nur eine einzige Sache, davon sind Kölner ganz fest überzeugt, die fließt nicht, die ist unveränderlich: Das Unverständnis für die Menschen einige Rheinbögen flußabwärts in Düsseldorf. 

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