07 Januar 2022

Let it Snow!

Getroffen haben wir uns in dieser Hütte, in der wir im Sommer bei den Wanderungen auch immer mal Halt gemacht haben. Ich habe sie für das Wochenende gemietet und ich bin mit dem Auto die kurvige Straße vom Dorf hier hochgefahren, um ein paar Lebensmittel und Utensilien transportieren zu können.

Jetzt sind wir also hier, ein paar Schneeflocken belegen, dass es noch Winter ist. Wir haben den Kamin angeheizt, einen großen Korb mit Holz ins Zimmer geschleppt. Für den Herd habe ich ein paar Briketts mitgebracht, das reicht zur Bereitung einfacher Mahlzeiten, für aufwändige Menüs ist das natürlich nur eingeschränkt geeignet.

Aber das ist auch egal, wir genießen die Ruhe, ziehen unsere Jacken fest zu und laufen um das Haus über die Wiese zum Schuppen. Was bei warmem Wetter ein Treffpunkt für allerlei Tiere ist, liegt bei frostigen Temperaturen eher einsam. Wir füllen zwei Säcke mit Stroh, eine Tüte Heu noch und dann zurück in die Hütte. Die Strohsäcke sorgen für eine urige Atmosphäre, wir hüpfen darauf herum, albern und überlegen, wie wir daraus Betten machen. Das Heu duftet in der Ofenwärme und unterstreicht die Heimeligkeit.

Mittlerweile hat der Schneefall zugenommen, dicke Flocken rieseln durch die Dämmerung. Wir schauen durch die kleinen Fenster nach draußen, zu den Bergen, während hinter uns das Holz im Kamin knistert. Abendessen und Rotwein lockern die Zunge, verstärken den Eindruck der Natur vor der Tür noch mehr. Wir schieben die Säcke zu einer Art Sofa zusammen, liegen händchenhaltend darauf und staunen, woher nur so viel Schnee kommen kann.

 In der Morgendämmerung sieht die Landschaft wie verzaubert aus. Vom Auto ist unter seiner Schneehaube nichts mehr zu sehen, an die eigentlich geplante Abfahrt nicht zu denken. Wir machen eine kleine Inventur und stellen fest, dass wir alle lebensnotwendigen Dinge für mindestens eine Woche haben. Nur mit dem Rotwein müssen wir vielleicht ein wenig haushalten, aber auch ohne Alkohol fühlen wir uns wie benebelt.

Schon ein bisschen verrückt, nach draußen zu stürmen, Laute von sich zu geben und das Echo abzuwarten. Dann die Jacke vom Leib, einfach alles und nackt im Schnee wälzen. Prustend raffen wir die verstreuten Kleidungsstücke zusammen, rutschen zur Hütte und hocken fröstelnd vor dem Holzfeuer im Kamin. Erst nach einer Weile hat es uns wieder aufgetaut, in der Zeit habe ich mit den Briketts auf dem Herd richtig heißes Wasser gemacht. Wir improvisieren aus einer Viehtränke eine Badewanne, eng ist es, wir quetschen uns rein und plantschen wild herum, während die Hitze langsam auch innen ankommt.

Noch mal ein Blick in die inzwischen aufkommende Abenddämmerung: Nein, an Abfahren ist nicht zu denken, das Wochenende muss ungeplant verlängert werden. Ohne Handyempfang kommen wir auch nicht in Versuchung, irgendwen anzurufen und uns abzumelden. Aber im Vorfeld hatten wir unseren Ausflug angekündigt, wer uns vermisst muss halt eins und eins zusammenzählen. Und mit diesem entspannten Gedanken entkorken wir dann doch noch mal eine Flasche, Spaghettiwasser kocht auf, das Abendessen in Sicht, eingenommen auf Strohsäcken, auf halber Berghöhe, unbeschwert.

Nacht ist es inzwischen, die Öllampe ist aus, das Feuer im Kamin glimmt nur noch, in wenigen Stunden wird sich die Kälte durch die Außenwände gearbeitet haben. Wir ziehen die Decke eng um uns, kuscheln uns aneinander und ganz leise singst Du diesen alten Sinatra-Song:

The fire is slowly dying
And, my dear, we're still goodbyin'
Long as you love me so
Let it snow, let it snow, let it snow!

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