Er saß an der Schleuse, die Augen geschlossen, hörte das Fließen des Wassers, dann das Anschwellen zu flutartigen Wassermasse, das Schäumen der dreckbeladenen Wogen, auf denen eine Erinnerung einen wilden Wellenritt veranstaltete. Ein Gefühl stieg in ihm auf, unklar und bedeutungsschwanger, ein paar Wassertropfen zuerst, die aus den Schleusentoren emporgeschleudert wurden, Feuchtigkeit auf sonnengebräunter Haut, um zu verdunsten und nur einen salzigen Nachgeschmack zu hinterlassen, wenn man an den Stellen leckt.
Wie groß, mutig und erhaben waren doch die Gedanken, als die
Schleuse voll war, wie majestätisch die Fluten und die buntbeflaggten Schiffe,
bevor die Tore geöffnet wurden. Doch jetzt dümpelten sie dort unten, so tief
unter ihm, Segel lagen schlaff und tot, ach wäre schon die Schleuse offen, das
sie ausführen, die armen Spielzeugboote, mit denen er jetzt Mitleid hatte, ja
fast schon so etwas wie Wut darüber, wie sie geschrumpft schienen, ihn gefoppt
hatten mit ihrer Größe und Ansehnlichkeit.
Er leckte sich die Hand an der Stelle, wo ihn ein Tropfen
getroffen hatte, saurer Geschmack, wo die Schleuse ihm Urin hingespritzt hatte,
um ihn zu verjagen, ja, gehen sollte er, war es nicht schon den ganzen Tag so
gewesen, dass die Schiffe vor seinen Augen in Nussschalen verwandelt wurden,
und gar zu selten kam aus der Tiefe ein unscheinbares Boot zu ihm hinauf, um
ihn erst kurz mit seiner Schönheit zu blenden, dann bei gelösten Leinen langsam
von ihm wegzutreiben.
Einmal hatte er seinen Hut aufgerafft, war
hinterhergelaufen, hatte gewinkt, wollte es dabehalten und immer nur anschauen,
wie es weiß in der Sonne glänzte, bis zum Ende der Pier, wo es, ohne sich auch
nur um seine Anwesenheit zu kümmern, hinausgelaufen war, ganz weit, bis es
wieder klein und kleiner wurde am Horizont und er sich schämte, dass er ihm
hinterhergelaufen war.
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