Nordspanien, April 1992. Heute ist Gerhard dran mit
Autofahren. Mein Golf holpert seit Stunden über die Piste. Das wird dem
Radlager gar nicht gefallen. Auf meinem Schoss liegt die Karte, viel zu ungenau,
sagt Gerhard. Recht hat er, wir können uns kaum orientieren in einer fremden
Landschaft und hätten mal lieber ein paar Mark mehr in gutes Kartenmaterial gesteckt.
Billy Idol ist cool, Gerhard liebt die Autoreverse-Funktion
meines Kassettenspielers. Rebel Yell in Dauerschleife und wir scheinen im Kreis
zu fahren. Irgendwo in dieser Mitte des Nichts taucht endlich mal ein Ort auf,
nicht auf der Karte. Gerhard bremst, hält an. Neugierig kommen ein paar
Bewohner auf uns zu. Wir kein Spanisch, die kein Deutsch. Wir lächeln sie an.
Zwei Burschen verloren, hier ist man nicht Student, hier ist
man Ereignis. Ein Mann, vermutlich der Dorfälteste, wird herangewunken. Wir
reden mit Händen und Füßen, zeigen auf die Karte. Gerhard holt den Reiseführer
raus, hier, schau mal, die Höhle. Cogul.
Der Dorfälteste nickt, strahlt, gibt irgendwelche
Anweisungen. Bewegung in der Menschentraube um unser Auto. Wasser im Angebot
und mit Gesten, ob wir nicht aussteigen und rasten wollen. Aber die
Höhlenmalerei aus dem Reiseführer. Ein jugendliches Mädchen kommt herbei, rassig,
nicht wirklich schön. Ein paar Brocken englisch, Lichtblick für uns. Yes,
Cogul, not so long. Geflüster mit dem Dorfältesten, Nicken, das Mädchen macht Anstalten
einzusteigen. I show you the way. Gerhard schaut mich an. Volveré a pie. Wie
eine Angebot, eine Verheißung.
Ich glaube, sie wünschen uns gute Fahrt und winken uns nach.
Das Mädchen tippt Gerhard auf die Schulter, zeigt mal nach rechts und dann nach
links, redet dabei. Temperamentvolles Spanisch ohne Scheu. Por ahí! La Cueva –
hay. Wirklich ein Schild zur Höhle.
Wir sind da, Gerhard hält, das Mädchen springt aus dem Auto.
Billy Idol läuft. Einen Moment Ruhe, ein Tag Fahrt, ein Dorfbesuch, ein
Mädchen, eine Höhle.
Wir steigen aus, die Höhle ist wegen Renovierung
geschlossen. Das Mädchen ist verschwunden.
Wir kommen wieder, sagt Gerhard.
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