Letzte Nacht war da wieder jemand bei mir, es war ein Vogel, den er hatte, ein Joker und Sünder: Ein guter Mensch war es, der mich zum Denken brachte, habe ich nicht schon genug zu denken mit mir, er stand einfach da, so in der Tür, setzte sich auf mein Bett, blinkenden Herzens und spielte und weinte.
Ich lag nur da und schaute ihm zu, wie er im gelben Schein de Straßenlaterne vor dem Hintergrund einer nebligen Spätsommernacht schon so kühl dort saß, von Zeiten plaudernd und Dingen, die ich nicht kannte, kaum konnte ich seine Sprache verstehen, nur seine Gesten waren so klar: War er so hilflos, wie er es mir glauben machen wollte, die Träne im Gesicht des Clowns macht sich gut, wenn es ein Clown ist, er war mehr als das und er wollte auch mehr als das, er kam um mich zu holen, mich herauszureißen aus meinem Schlaf und mich eine Weile von ihm abzuhalten.
So standen die Dinge, als er aufstand und ging wie er gekommen war, ich in Gedanken gefangen auf einmal und er befreit, einen Träumer in mir gefunden zu haben, was ich ihm erzählt hatte, es war ihm klar, schon im Voraus, ein Verlierer, der das Vergessen sucht, und seine Erinnerungen bei anderen ablädt, seine Zukunft noch nicht gesehen hat, nie sehen wird, so sehen wird, wie er alles sehen will.
Nichts schützt mich, vertreibt ihn, ich will ihn gar nicht vertreiben, er ist mein Freund, so gut kennen wir uns nicht, dass ich ihn liebte oder hasste, ich weiß von ihm: Er wird alt werden, obwohl ein Spaßvogel nie alt wird, er bleibt jung oder er stirbt, aber er wird nicht alt, braucht er wirklich die lachende Menge, die Zuschauer, bei denen er auflebt, so anders, wenn er dann im Türrahmen steht und zittert, gebrochener Mann, gebrochener Mensch, auf einmal dann ein Kind, vielleicht ein Taschentuch in der Hand, völlig durchnässt, aus einem schlechten Traum aufgewacht im Schlafzimmer der Eltern, es hat geblitzt draußen und gedonnert, es muss Angst sein, unbestimmte, urwüchsige Angst im Kopf geboren und angewachsen im ganzen Körper, bereit für einen Ausbruch, der nicht kommt, kommen darf, so stärkend, stark sein für den Tag.
Ging er, fragte ich mich, ob es Wirklichkeit war, ein Gespenst, ein Gedanke meines vollen Kopfes, es passiert so viel, auch das könnte passieren, also warum nicht einen Schluck darauf trinken zu vorgerückter Stunde und ein Hustenreiz erinnert mich daran, die Decke wieder über die Füße zu legen, mich auf die Seite zu drehen, auf der ich nicht schreibe und die Augen geschlossen - wieder da, ungewohnter Besuch, nur ein Quietschen der Türklinke, ich öffne die Augen nicht, höre seinen Atem, während der Kühlschrank anspringt, einmal meine ich seinen Atem gefühlt zu haben, das Kitzeln der Bommel seiner Narrenkappe an meiner Wange, die heiß wird wie meine Hände, Schweiß jetzt aus allen Poren wieder diese Angst in mir und um mich, geh!, sage ich nicht, geh endlich!, dass ich schlafen kann.
Und er hört was ich denke und wieder das Quietschen der Türklinke schließt sich an wie die Tür hinter ihm, wie meine Augen und endlich auch mein Kopf, der mich hinüber lässt in eine andere Welt: Deine Welt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen