Was machen Sie hier (S1/F7)
„Was machen Sie hier?“ – „Sei still!“ – „Können Sie nicht bitte langsam mal nach Hause gehen.“ Sie zieht an der Decke, bis es auf meiner Seite kalt wird. Ich drehe mich weg, spüre jetzt aber ihren Atem in meinem Nacken. Und ein paar kalte Füße, die sich unter meine Decke strecken. „Lassen Sie das, ich möchte jetzt wirklich meine Ruhe haben.“
Den kalten Füßen folgen jetzt noch kalte Beine, irgendwas zerrt an meinem Kopfkissen. „Gemütlich hast du es hier. Nur ein bisschen kalt.“ Pause. „Bist du wirklich so müde oder hast du was gegen mich?“ – „Müde.“ Pause. „Na gut, machen wir Pause. Weck mich um acht, ich mag Kaffee am Bett und Mohnbrötchen, frische Mohnbrötchen gehören für mich dazu.“
Ich halte die Luft an, aber es passiert nichts weiter, die Decke verschwindet immer weiter zu ihrer Seite, die Atemzüge werden gleichmäßiger. Eine leichte Rotweinfahne in der Luft, die Spannung in den kalten Füßen nimmt ab, ich kann mich ein wenig befreien.
Als ich um sieben Uhr aufwache ist sie verschwunden. Das Kissen neben mir ist verdrückt, die Bettdecke fast komplett auf der anderen Seite. Vorsichtig schaue ich mich um, ich bin allein, auch im Rest der Wohnung ist keine weitere Person. Der Bücherberg steht noch unverändert, der Rotwein auf den Bestsellern ist eingetrocknet. Das Badezimmer leer.
Ich gehe ins Bad, noch ziemlich müde nach der kurzen Nacht, ein bisschen Kopfschmerzen vom Rotwein. Zähneputzen und dann ab unter die Dusche. Das warme Wasser über meinem Körper tut gut, kaltes Wasser über den Kopf lässt meine Kopfschmerzen verschwinden. Gerade habe ich angefangen, mich abzutrocknen als die Badezimmertür aufgeht.
Sie steht in der Tür, schaut mich neugierig an. „Da ist ja mein Nerd.“ – „Wo kommen Sie denn jetzt schon wieder her?“ – „Durch die Tür. Ich habe Brötchen geholt. Auf dich ist ja kein Verlass.“ – „Ich habe nicht gesagt, dass ich Brötchen holen gehe. Würden Sie bitte im Wohnzimmer auf mich warten?“ Sie schließt die Badezimmertür hinter sich und kommt auf mich zu. „Hast du dich schon rasiert?“ – „Nein.“ – „Ich mag dich nicht küssen, wenn du nicht rasiert bist.“ – „Wer spricht denn von küssen?“
Nachdem sie mir das Handtuch heruntergezogen hat und mich vor das Waschbecken gedrängt hat bekomme ich einen heftigen Kuss in den Nacken. Ich nehme den Rasierapparat und fange an, meinen Hals und die Wangen zu rasieren. Währenddessen rubbelt sie meinen Rücken trocken, dann mit dem Handtuch auch an den Beinen herunter.
„Du erkältest dich noch, wenn du hier so herumstehst.“ Ich möchte mich nicht zu ihr umdrehen, stehe da wie Gott mich schuf und rasiere mich weiter. „Das reicht jetzt, lass noch ein paar Haare für morgen stehen.“ – „Machen Sie doch schon mal Kaffee.“ - „Sag mal, du stehst nackt vor mir und bist immer noch beim Sie. Mach dich doch mal locker.“
Ich drehe mich zu ihr um, strecke ihr die Hand hin: „Walter.“ Sie fängt an zu lachen. „Du bist so trocken und so lustig, weißt du das?“ – „Nein.“ – „Wie geht es denn dem kleinen Nerd?“ Ich schaue an mir herunter. „Kannst du jetzt bitte Kaffee machen gehen. Ich komme gleich nach.“ Mit ausschweifender Handbewegung wirft sie das Handtuch auf den Rand der Badewanne, fegt dabei drei Parfumspender in die Wanne.
Dann ist sie verschwunden. Eilig schnappe ich mir eine Unterhose, aber sie kommt tatsächlich nicht mehr herein.
[Das gibt es seit 14.02.25 als kleine Serie jede Woche]
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken - Dienstliche Glossen]