13 Dezember 2024

Sechsender (3/4)

Intro

Am Kassenband im Supermarkt. Vor mir steht ein Mann mit Pferdeschwanz, Outdoorjacke und einer leicht verwitterten Mütze auf dem Kopf. Er lädt den Inhalt seines hoch gefüllten Einkaufswagens auf das Band, ohne Zweifel ist es ein Wocheneinkauf mit allerlei Gemüse, Obst, Brot und diversen Backzutaten. Ich male mir aus, was er wohl aus den Zutaten alles bereiten wird, stelle mir vor, ob er kochen und backen kann, oder ob es eine andere Person in seinem Haushalt gibt, die den Einkauf zu Malzeiten verarbeitet.

Ich hole mein Handy heraus, um die Kundenkarte aufzurufen und mich gleich auf das Be- und Entladen des Kassenbandes konzentrieren zu können. Nach dem Starten der App schaue ich wieder hoch und wundere mich darüber, dass der Mann mit dem Pferdeschwanz verschwunden ist. Oder hat er sich in die Blondine verwandelt, die jetzt vor mir ist? Nein, tatsächlich ist der Outdoor-Man noch vor mir, nur dazwischen ist jetzt eine weitere Person in der Schlange. Ähm, wie konnte das sein?

Sechsender 3

Ende 1 - Ende 2&3

Variation / Ende 4

Einen Moment denke ich überrascht nach, war die Frau vorher schon da und ich habe sie nicht gesehen? Aber das verwerfe ich wieder, schließlich fehlt das Trennholz zwischen unseren Einkäufen auf dem Kassenband. Ich muss schmunzeln, ist es nicht süß, mit welcher Unschuldsmine die Blondine sich ihren Vorteil ergaunert hat? „Huhu“, rufe ich ihr zu, „heute ist ihr Glückstag! Eigentlich würde ich Sie jetzt öffentlich auf dem Marktplatz mit überreifen Tomaten bewerfen, aber Gnade vor Recht… lassen Sie Ihren Einkauf ruhig auf dem Band, wenn Sie mir nachher eine der Chipstüten spendieren.“

Die Frau dreht sich herum, ist irritiert und wartet, ob ich sie hochnehme, anmache, anpöble oder flirte. Sie entscheidet sich für die erste Variante, lächelt mich an und nach kurzem Zögern „Deal!“. Jetzt müssen wir beide lachen, ich schenke ihr die Chipstüte zurück und rate ihr, diesen Trick nicht zu oft zu wiederholen.

Variation / Ende 5

Einen Moment denke ich überrascht nach, war die Frau vorher schon da und ich habe sie nicht gesehen? Aber das verwerfe ich wieder, schließlich fehlt das Trennholz zwischen unseren Einkäufen auf dem Kassenband. Ganz vorsichtig pirsche ich mich von hinten an die Frau heran, mache mit meinen Händen eine Tüte vor meinem Mund und sage mit der Stimme von Darth Vader: „Ich bin nicht dein Vater. Ich bin dein schlechtes Gewissen.“

Überrascht, um nicht zu sagen entsetzt wirbelt die Frau herum. Ich schaue in aufgerissene Augen, oh Gott, ich habe sie wirklich erschreckt. Im nächsten Moment hat sie sich gefangen, blinzelt mich an und schwankt zwischen Entsetzen und Lachen. Noch einen Augenaufschlag später hat sie die ganze Szene erfasst, jetzt schwankt sie zwischen Entrüstung und Entschuldigung.

Der Spaß ist mir gelungen, ich grinse sie an, erkläre ihr, dass ich gar kein Star Wars Fan bin, aber ihre forsche Überholaktion galaktisch gut fand. Wieder braucht sie einen Moment, um den witzigen Übergang von Star Wars zum Adjektiv "galaktisch" zu kapieren. Langsam scheint ihr zu dämmern, dass sie als Strafe für ihr Vorgehen zwar das Opfer eines Spaßvogels geworden ist, dass sie aber mit keinen weiteren Konsequenzen rechnen muss.

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