Ausklang am Meer
Nach den Wochen der Alleingänge schloss ich mich den anderen Trampern an. Es war eine lustige Truppe, ein bisschen weniger abenteuerlustig als ich, aber immer für eine Party gut. Mit ihrer fröhlichen Art und einer gewissen Spendierfreude waren sie überall willkommen und bildeten nach meiner Phase der einsamen Wanderungen und dem spartanischen Leben bei den Landesbewohnern eine willkommene Abwechslung.
Ganz allmählich neigte sich unser Aufenthalt im fremden Land dem Ende zu. Wir unterhielten uns über die bisherigen Erlebnisse und beratschlagten, was wir mit den verbleibenden Tagen machen wollten. Allzu aktiv sollte es nicht werden, in schöner Umgebung und natürlich irgendetwas Besonderes. Die fünf schwärmten mir von ihrem Aufenthalt am Meer vor, einsam, schön und natürlich in der Hitze auch immer wieder erfrischend. Ein guter Vorschlag, wie ich fand und so machten wir uns im Wechsel von Fußmarsch und Busfahrt auf den Weg. Ein glücklicher Zufall, dass wir schon nach zwei Tagen am Strand waren, ein wunderschöner Abschnitt mit ein paar Bäumen und ziemlich vielen Felsen .
Die ganze Gegend war menschenleer, aber das war uns nur recht, denn wir hatten Vorräte dabei und mit unseren Zelten konnten wir zwischen den riesigen Steinen sogar ein kleines sonnengeschütztes Eckchen aufbauen. Für die Nacht waren wir einigermaßen geschützt und hatten neben den Felsbrocken die Möglichkeit, ein Feuer anzufachen.
Und das taten wir auch, die Sonne war fast untergegangen, ein paar Holzstücke gaben Hitze für das Abendessen und danach schummriges Licht für den Ausklang. Einer der Jungs hatte tatsächlich eine kleine Ukulele in seinem Rucksack und eines der Mädchen ein Liederbuch dabei. Wir amüsierten uns darüber, wie altmodisch das war, aber am Ende ging die Stimmung hoch und wir grölten irgendwelche Lieder aus der Mundorgel.
Die Tage verbrachten wir mit Schlafen, Schwimmen und dem Ausbau unserer Wohnecke. In der Hitze hatten wir nur das Nötigste an, im Schatten der Felsen und beim Baden ließen wir auch die letzten Hüllen fallen. Es war einfach traumhaft, irgendeiner von der Truppe hatte immer eine Idee für die nächste Aktion, zwar scheiterte unser Versuch, ein Surfboard herzustellen, aber immerhin gelang es uns nach zig Anläufen, einen fünfstöckigen Menschenturm zu bauen.
Unser Gesang an den Abenden wurde immer musikalischer. Recht anspruchsvolle Interpretationen mit mehreren Stimmen hatten das lautstarke Singen der ersten Tage abgelöst. Mit selbstgebasteltem Schlagzeug, einer Art Flöte aus einem Zweig und Geräuschen, die man mit dem Mund erzeugen kann, kam eine durchaus hörenswerte Musik zu Stande.
Die Nächte schauten wir in den Sternenhimmel, erzählten uns mehr oder weniger gruselige Geschichten, kuschelten uns aneinander und schlummerten dann irgendwann ein, um recht früh von der Sonne und der sofort einsetzenden Hitze geweckt zu werden. Wir redeten über alles, von den persönlichen Problemen im Alltag über die Nachhaltigkeit der Gesellschaft, Konsum, Kriege und den deutschen Kapitalismus. Und auch Gespräche über Liebe und Intimität waren im Schutze der Anonymität dieser Gemeinschaft auf Zeit Teil der Unterhaltung.
In der ganzen Zeit kamen nur ein einziges Mal irgendwelche anderen Menschen vorbei, sie waren vielleicht mehr oder weniger überrascht, an dieser einsamen Stelle andere Personen zu treffen, aber sie winkten uns zu und waren kurz danach wieder verschwunden. Anders als befürchtet kamen uns auch keine möglicherweise giftigen oder sonst wie gefährlichen Tiere besuchen.
Ich denke, es war eine gute Woche, die wir meist nackt und unbekümmert herumgetollt hatten. Wir wollten uns vor dem Abflug nicht mehr trennen und entschieden, dass wir uns gemeinsam auf den Weg zur Hauptstadt machen wollten. In aller Gemütlichkeit packten wir unsere Sachen zusammen, verbuddelten unseren wenigen Müll und setzten uns in Richtung Piste und damit der Hoffnung auf einen Bus in Bewegung.
[Episode 8 -> Zurück in der Hauptstadt]
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken - Dienstliche Glossen]
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