Meine Frau ist aufgestanden und läuft in die Küche rüber, um
sich noch einen Kaffee zu machen. Ich sitze noch vor meinem Joghurt, nehme
einen Schluck Wasser und nutze die freie Zeit, indem ich WhatsApp-Nachrichten
lese. Greife in die Tasche, um mein Handy herauszuholen, aber es ist nicht da.
Es hängt noch im Arbeitszimmer am Ladegerät. Ich bin ohne Smartphone.
Ich bleibe sitzen, die nächsten zwei Minuten werde ich ohne auskommen. Aber es ist auch keine Zeitung in Reichweite, kein Radio läuft, kein Fernseher oder sonstiges Equipment weit und breit. Ich bin auf mich allein gestellt.
Es ist keine Panik, die mich ergreift. Obwohl. Ein bisschen schon. Was mache ich denn jetzt mit mir? Geht es mir wie seinerzeit dem Manager, der im Cluburlaub wie ein werdender Vater am Pool auf und ab lief, weil es hier für ihn nichts zu managen gab und er mit der Beschäftigung mit Frau und Tochter total überfordert war? Kann ich keinen Moment ohne Impulse und Jagd und Termine und „sinnvoller“ Nutzung der Zeit leben?
Nur einen Moment lang. Dann fällt mein Blick durchs Fenster auf die Magnolie, eine Meise sitzt in den Ästen, ohne sie hören zu können kann ich erkennen, dass sie zwitschert. Ich frage mich, was sie gerade denkt, ob sie auch frühstückt, was für sie den Start in den Tag schön macht und ganz besonders, ob sie denn gut geschlafen hat oder mit Rückenschmerzen aufgewacht ist.
Meine Frau kommt zurück, ihren Cappuccino in der Hand, lächelt mich an und ich zeige auf die Meise und erzähle von den Rückenschmerzen des Vogels, der nach dem gestrigen Ausflug eine Verspannung hat und heute ein wenig kürzer fliegen muss. Wir lachen beide über diese kleine Ausschmückung der Geschichte und starten in den Arbeitstag.
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