Im Nachbarabteil in der Bahn sitzen vier Lehrerinnen. Sie unterhalten sich die ganze Fahrt über ihren Beruf, die Schüler, die Kollegen. An nichts und niemand können sie ein gutes Haar lassen. Giftig wird das Schulamt kommentiert, jede Fachkompetenz in Frage gestellt und deren Entscheidungen als praxisfern gesehen. Die Eltern sind natürlich auch nur lästiges Beiwerk, Störfaktoren auf dem Weg, aus den Kindern einigermaßen erfolgreiche Menschen zu machen.
Alle nicht anwesenden Kollegen muss man ohnehin kritisch sehen, wer nur mit Sport und Geschichte herummacht, ist definitiv nicht Ernst zu nehmen. Und warum die Gehälter gleich sind, sollte auch noch mal bei der Leitung angesprochen werden, da ist eine Umverteilung der Arbeitskreise und Angebote am Nachmittag überfällig.
Ohne Zweifel muss man auch noch mal beleuchten, warum die Larissa so gut in Englisch ist, ob sie in diesem Fach wirklich eine Stärke hat, wo sie in den anderen Fächern doch eher schlecht dasteht, oder ob sie ihrem Klassenlehrer schöne Augen macht. Er soll ja auch früher schon mal was am Laufen gehabt haben, das ist ja nie rausgekommen, aber man könnte es sich schon vorstellen.
Weiter geht es mit dem Zerfleischen von Familie Weber, der Unzufriedenheit über die technische Ausstattung, die Sauberkeit des Lehrerzimmers, die mangelhafte Größe der Schließfächer und die Verteilung von Vertretungsstunden. Wo ja auch die Kollegin Saurer immer wieder die Morgenstunden bei den Kleinen bekommt, während man selbst die unbeliebten Nachmittage bei den Pubertierenden abkriegt.
Es wird gemault, gemäkelt, kritisiert, gelästert was das Zeug hält. Für auch nur Andeutungen positiver Aspekte scheint kein Platz zu sein, wenn doch mal ein Statement nicht garstig genug ist, legt schnell eine der anderen noch mal nach. Wie ein Hexenkessel, unter den ständig noch mal Brennholz geschoben wird und in dem die armen Seelen gegart werden, die diesen unsäglichen Gestalten aus irgendeinem Grund zu nahe gekommen sind.
Ich fühle, wie ich immer weiter in meinem Sitz versinke, will es nicht mehr hören, zwar werde ich nicht angesteckt, aber meine Stimmung sinkt langsam ab. Wie ein schlechter Geruch hängt die Mäkelei im Abteil, verbreitet sich und bleibt auch noch in der Luft, nachdem das Quartett ausgestiegen ist.
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