21 Juli 2023

Frau Achtung

Frau Achtung
Ich im Sportstudio, schweißgebadet. Vor unserer Gruppe steht eine junge Frau, eine ausgesprochen muskulöse Trainerin. Zu den wummernden Beats schreit sie ihre Kommandos und die Teilnehmer versuchen, die angesagten Schritte und Bewegungen mitzumachen. Was gar nicht so einfach ist, schon gar nicht bei der vorgegebenen Geschwindigkeit.

Nach kurzer Zeit habe ich herausbekommen, dass der gebrüllte Befehl meist entweder „Single!“ oder „Double!“ ist, das kann ich trotz der lauten Musik erkennen. Und daneben hat sie noch ein drittes Signalwort, nämlich „Achtung!“. Dann ist klar, dass sich etwas an der bisherigen Choreografie ändert, nur was? Auch ihre rudernden Arme geben da keine verlässlichen Hinweise, mal sind es Bewegungen, die wir mitmachen sollen, dann winkt sie uns zu und in manchen Fällen ist es die Angabe der Richtung, in der die Bewegung ab dem nächsten Takt weitergehen soll.

„Achtung!“, da ist es wieder, ich starre auf ihre Arme und Beine, vermute eine Drehung nach links, aber leider falsch geraten, vor und zurück sollen wir springen. Bis ich mein Gleichgewicht verlagert habe ist schon wieder ein Takt rum, jetzt bin ich auf dem falschen Fuß und kann bis zum Ende gerade noch wechseln, weil jetzt „Double-Double-Single!“ durch den Raum tönt. Wie war das nochmal, ach so, ja, das vor-und-zurück jetzt im Fünferpaket.

Langsam komme ich in diesen Ablauf rein, fast habe ich auch den Takt wieder gefunden, als „Achtung!“ irgendeine Änderung angekündigt wird. Vorne schreit die Trainerin irgendwelche unverständlichen Erklärungen, ich meine das Wort „links“ aufgeschnappt zu haben. Und „Single“ war glaube ich auch dabei. Jetzt fehlt mir nur noch die eigentliche Bewegung, die ich ohne Wiederholung nach links machen soll. Gespannt schaue ich auf ihre Schuhe, aber wieder falsch geraten, diesmal machen die Füße nichts, es geht nur um die Drehung des Oberkörpers – immerhin nach links.

So geht die Stunde dahin, ich werfe einen Blick auf die Uhr, „single“ versteht sich. Und schaue mal unauffällig zu den anderen Teilnehmern. Die haben auch ihre liebe Not, dank ihrer Erfahrung wissen sie aber meist, was als nächstes kommt. Trotz der Anstrengung muss ich grinsen, wir wirken wie ein aufgescheuchter Haufen nassgeschwitzter Kinder, denen man gesagt hat, sie sollen sich irgendwie bewegen. Und vorne die Erzieherin, an der ein Spieß verlorengegangen ist.

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