Sommer 2023 - die erste Woche der hessischen Sommerferien geht zu Ende.
Wir kommen in der Warteschlange vor dem Imbissstand ins Gespräch. Ja, sagt er, die Sonne hat schon Kraft hier, da muss man am Strand ganz schön aufpassen, sonst ist man verbrannt. Nicht so wie in der Heimat (damit meint er wohl Deutschland), da kann man die ganze Zeit draußen herumlaufen und auch im Schwimmbad hat er noch nie einen Sonnenbrand bekommen.
Türkei, lässt er mich wissen, da war er letztes Jahr mit seiner Frau. Und mit den Kindern, die haben von morgens bis abends die Wasserrutschen belagert, nur zwischendurch mal eine Pizza. Das war schon gut, aber die Türken, also ganz ehrlich, nein, die sind ihm manchmal ein bisschen unheimlich. Wie die ständig handeln und die ganzen Frauen mit Kopftuch, dafür brauche er nicht in Urlaub zu fahren.
Überhaupt sind die Frauen in Spanien am hübschesten, rassige Weiber, aber schwer zu kriegen. Er habe auf Teneriffa mal etwas mit einer Einheimischen gehabt, eine Wahnsinns-Figur und jede Menge Holz vor der Hütte, falls ich verstände, was er meint. Lachend schlägt er mir auf die Schulter, wir rücken in der Schlange ein paar Schritte vor.
Nach Griechenland kann man ja dieses Jahr nicht fahren, überall Waldbrände, da müsste man ja Angst um sein Leben haben, so wie damals in Rio, nur dass es da eher die Bevölkerung war, vor der man sich in Acht nehmen musste. Dein Leben zählt da nichts, du bist schneller tot als du glaubst und da hilft dir auch keiner. Ganz sicher würde er sich nicht noch mal den Zuckerhut anschauen, seine Frau wolle unbedingt den Karneval dort erleben, aber er sei ja nicht lebensmüde.
Ob ich mal in Indien gewesen sei? Diese komischen Leute dort, wie sie mit dem Kopf wackeln, wenn sie zustimmen und überall Diener die versuchen, den ganzen Dreck wegzubekommen. Ich könne mir nicht vorstellen, wie es dort stinkt, eine einzige Müllkippe sei es, Tag und Nacht Lärm in der ganzen Stadt und ein unbeschreibliches Tohuwabohu. Gestikulierend diskutiert die Frau hinter der Theke mit dem vorne stehenden Gast, der sich wohl nicht entscheiden kann, welches Mittagsgericht er nehmen soll.
Da sei ihm das Gewusel der kleinen Chinesen lieber, kein Wort zu verstehen, aber immer lächelnd. Sofern man das erkennen könne, in Peking sehe man die Hand vor den Augen nicht mehr, dieser ganze Smog, dann doch lieber zu Hause bleiben, er komme nämlich aus dem Schwarzwald und da sei die Luft ja noch so richtig sauber. Wir sind an der Theke angekommen, ich höre noch kurz zu, während er sein Mittagsmenü – erst mal ein anständiges Bier – zusammenstellt und wünsche ihm erholsame Tage bis zum Heimflug. Vielleicht sehe man sich ja mal wieder, es sei schön gewesen, sich ein bisschen über Urlaub zu unterhalten.