Oder auch Venedig. In einer Gondel über die Lagune, Hochzeitstag mit Händchenhalten und einem Zimmer mit Blick auf das Wasser. Amore mio, das müsse er seiner Frau immer singen, wenn sie sich in die Ferne träumten. Überhaupt das Fernweh, wenn es in Deutschland Herbst wird, Winter noch schlimmer und die Arbeit immer weitergehen müsse. – Mal abends die Augen schließen, ein Bierchen und Gedanken an ein Leben, das so unerreichbar sei wie die Sterne. Aber er wolle nicht klagen, noch weitgehend gesund, nicht wie sein Nachbar - stellen Sie sich nur vor – Krebs und das mit Ende fünfzig.
Die Kinder, ja, die lebten ihr eigenes Leben, was doch auch gut sei, nur zu wenig zu Besuch, die Eltern hätten keinen Platz bei all ihren Terminen. Weniger Arbeit, mehr Geld, aber die Ausbildung heutzutage ja auch viel schwieriger. Bei ihm damals Hammer und Meißel und dann Schlitze klopfen, den ganzen Tag und der Meister zwischendurch mal mit einer Bierflasche in der Hand.
Schwitzend hängt er den beleuchteten Badezimmerschrank wieder an Ort und Stelle, Lichtschalter, ja, geht. Und erzählt weiter und weiter von großen Orten der Welt, seinen Träumen, seiner Familie und seinem Leben, was gerecht ist und was ungerecht und was er noch erreichen wolle. Einen Moment hält er inne, als reflektiere er noch mal seine Gedanken, dann dreht er sich zu mir um, mustert mich eingehend und sagt dann wie zu sich selbst: „Jetzt aber weiter“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen