Eigentlich war es gar nicht Julias Gitarre. Sie hat sie von
Klaus-Peter ausgeliehen. Wir haben gar nicht verstanden, warum er dieses
Instrument mitgenommen hat, denn er kann es gelinde gesagt nicht wirklich bedienen.
Klaus-Peter ist der Inbegriff von verklemmt. Vermutlich zieht er die Unterhosen
an, die ihm seine Mutter in den Koffer gepackt hat. Und die Gitarre hat er sich
umgeschnallt, weil er sich in seinen Träumen ausmalt, wie er damit ein Mädchen
flachlegt.
Das ist bei Kathrin anders, die hat das Liederbuch in der
Hand, das sie gar nicht braucht, weil sie alle Texte und Melodien ohnehin
kennt. Es ist mehr als Anregung oder zum Weiterreichen an die anderen Sänger,
hier um das Lagerfeuer herum. Die stimmliche Qualität ist überschaubar, aber
ein paar ganz passable Töne bringt die Runde denn doch hervor. Und im Grunde
ist es auch egal, Hauptsache die Melodie stimmt und der Rhythmus und die
Stimmung.
Am Abend ist das Feuerholz zusammen gekommen, im
nahegelegenen Wald gesammelt, an den Strand gebracht, jetzt Stück für Stück
verheizt. Wie weit weg ist nun der Sonnentag, in der Badehose am Strand, ein
kleiner Ausflug in die Berge, wo wir Wein geholt haben. Jetzt macht der
Kanister die Runde, schon sehr rustikal das Ganze, aber ein schmackhafter
Rotwein, der die Zungen lockert.
Ja, hat der Winzer uns erklärt, schon sein ganzes Leben hat
er hier verbracht. Sein Cousin ist nach Deutschland gegangen, in den
Sommermonaten dort, eine Pizzeria in „Nurnberg“, wie er sagt. Und mit dem Weingut
hat er so sein Auskommen, reich wird er nicht, aber was soll er mit Geld, davon
kann er sich die Sonne nicht kaufen, Dolce Vita in Deutschland für ihn
undenkbar. Und schmunzelnd lässt er uns noch wissen, sein Wein sei gut für
Amore.
Wahrscheinlich hat er Recht, die Flammen des Lagerfeuers
schaffen eine romantische Atmosphäre, im Hintergrund rauscht das Meer, im
Vordergrund schrammelt Julia auf der Gitarre. Wir arbeiten uns durch das
Liederbuch, hier und da ergibt sich ein Händchenhalten, auf allen Gesichtern
liegt ein Strahlen.
Der Morgen ist noch fern.
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