So einen hatten wir doch alle in der Klasse. Der alles weiß, der alles kann, der sich bei jedem Lehrer partout einschleimen muss. „Darf ich das vorrechnen?“, „Ich habe Aufgabe 38c zusätzlich gemacht.“ und so weiter.
Das ist total anti, stört den Frieden und verdirbt den Durchschnitt. Und so Typen haben ja auch keine Hobbies, können die Weihnachtsgeschichte rückwärts erzählen und kennen die Flugroute der Rosinenbomber.
Mit seiner Laterne auf der Nase ist er furchtbar niedlich, findet meine Freundin. Und wie süß er gucken kann. Also für mich sieht er ein bisschen dämlich aus und das Licht ist doch eher ein peinlich leuchtender Pickel.
Kurz: Noch schöner wäre mein Schulleben ohne solche Mitschüler gewesen.
Aber es gibt sie. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, bleiben sie einem auch über die Schulzeit hinaus erhalten. Der ganze Rummel ging ja danach erst richtig los. Merchandising, T-Shirts mit Rodolf, Kissen, Süßigkeiten. Wenn ich das Lied schon im Radio höre „Rudolf, das kleine Rentier“, wo er als Superheld gefeiert wird, der Retter in der Not. Unfassbar, selbst dem Nikolaus hat er mit seinem blöden Geschwätz und seiner Angeberei den Kopf verdreht.
Einziger Trost: Ich bin nicht alleine. Der Weihnachtsrummel, die Rudolf!-Rudolf!-Rufe, dieser ganze Hype – elend, finden meine Schulkameraden auch. Gut, dass man da mal ganz klar einer Meinung ist.
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