Bernd ist Fischer. Er fährt einen Downeaster, wie er mir erklärt. Ein traditionelles Boot, das schon sein Vater von seinem Vater übernommen hat. Jeden Tag die Woche geht es hinaus auf das Wasser, in die Fischgründe und Gott alleine weiß, wie viel in seinem Netz hängenbleibt.
Gott allein?
Natürlich kennt er die Jahreszeiten, die Züge der Fische. Wie das Wetter sich auswirkt. Und er hat jahrzehntelange Erfahrung und ein Gefühl für den richtigen Fang. Aber am Ende gibt es eben auch gute und schlechte Tage.
Und da sind die Kameraden und Kollegen wichtig. Nein, sie führen alle im selben Gewässer und natürlich gäbe jeder sein Bestes und habe eine Familie zu ernähren. Aber Konkurrenten wären sie nicht. Vielleicht ein Wettstreit. Und Stolz, wenn man besonderes Glück gehabt hatte. Aber wenn es nicht gut liefe auch eine Stütze.
So wie vor ein paar Jahren, als er sich das Bein gebrochen hatte und nicht aufs Boot konnte. Alle hatten zusammengelegt und den Kindern Essen zugesteckt. Krankenversicherung und Berufsunfähigkeit sind für Reiche, an eine Hilfe durch den Staat glaubt er nicht. Das sagt er ganz ohne Bitterkeit oder Vorwurf. Das Fischerdorf ist ein Kleinstaat, in dem das soziale Netz auf andere Art funktioniert.
Er ist ein glücklicher Mensch, denke ich mir.
Aber das bin ich auch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen