27 Juni 2020

Sommer


Da bist Du nun. Mit großer Hitze, sonnenreich, im Schatten lässt es sich gut aushalten. Während die Kinder an den Eishörnchen lecken, denkst Du an Rimini. Kurze Kleider hier und gebräunte Haut, nicht nur bei den Männern, die Mütter mit Kinderwagen suchen eine Parkbank unter Bäumen. Dabei ist es so lange hell.

Die Tagesarbeit geht mir von der Hand, die Nacht ist schwül und schon naht die Morgendämmerung mit den frischen Strahlen einer erwachenden Sonne. Autos fahren vorbei, sind ungerührt von der unendlichen Wiederholung der sommerlichen Schönheit.

Was den Franzosen der Milchkaffee ist mein Blick vom Balkon. Voll Inbrunst reklamiert der Student seine Gedichte, ein Schwuler geht vorbei und nickt im Takt der Reime. Gut, dass es Klimaanlagen gibt.

15 Juni 2020

Rolling on the river of dreams

Ja, fließe, fließe!
Gedankenstrom, Gedankenfluss
Nimm mich auf in Deine Fluten
Reinigend, mitreißend, verheißend

Gurgeln, gurgeln um mich.
Strudel der Themen, immer im Kreis
Vorwärts gezogen zum Mittelpunkt
Spannend, saugend, fordernd.

Wellen, Wellen, überall.
Kein ruhiger Moment
Im Disput der Meinungen
Verstörend, anregend, überraschend.

Träume, Träume, Augen zu.
Nur nicht aufwachen jetzt
Solange die Ideen Schlange stehen
Fesselnd, verwirrend, innovativ.

Welt bleib Welt und Traum bleib Traum
Nimm die Fakten ins Gebet
Den Kritiker bestech' ich mir
Irritierend, frei, ungehemmt.

Lache, Weine jetzt mit mir!
Alles ist erlaubt
Große Gedanken und Gefühle
Vereinigt, ziellos, wundervoll.

10 Juni 2020

Coaching-Anleitung

Client: Ich habe ein Problem.

Berater: Ich habe eine Best-Practice-Lösung dabei, die genau zu Deinem Problem passt.

Client: Ich habe die Lösung für mein Problem dabei, Du musst mich nur fragen.

Coach: Hilf mir bitte, die Fragen zu stellen, die Du zur Lösungsfindung Deines Problems brauchst.

06 Juni 2020

Du mein Wein

Ich gehe hinunter in den Weinkeller. Du liegst neben mir und durch Dein Nachthemd erahne ich die Form Deines Körpers, das Etikett auf der Flasche sorgt für ein Pfützchen auf meiner Zunge.

Ich betrachte die Flasche, lese die Ausführungen auf der Rückseite und erinnere mich, wie wir uns kennengelernt haben, wie ich sie gekauft habe und der Winzer mir die Vorzüge dieser Rebsorte erläuterte, wie wir gemeinsam getanzt haben und uns dabei immer nähergekommen sind.

Die Treppe wieder hinauf ins Wohnzimmer, ich drehe mich um und genieße den Anblick Deines Körpers, ein Abtasten mit den Blicken, ein vorsichtiges Öffnen der Flasche und abgießen. Jetzt muss er erst mal einen Moment atmen, ich schaue Dich an und erfreue mich daran, wie schön Du in den vielen Jahren unseres gemeinsamen Lebens aussiehst und dunkelrot aus der Flasche im Dekanter funkelst, während die Zeit an uns vorbeizieht.

Eine zaghafte Berührung des Glases mit meinen Lippen, Deine Haut fühlt sich so zart an und mein Mund öffnet sich leicht, um beim Einatmen schon ein wenig von Deinem Aroma aufzunehmen, das aus dem Glas aufsteigt und Deiner Haut diese Einzigartigkeit gibt. Kaum wach, der Flasche entkommen und gegen das Licht ein wundervoller Anblick, verheißungsvoll und verführerisch wendest Du Dich mir zu und öffnest Dich behutsam für mich.

Der erste Schluck gibt meinem Mund einen ersten Vorgeschmack auf den vorausliegenden Genuss, Du fasst mich an, berührst mich, vollmundig und meine Zunge erfüllt die Sehnsucht nach dem Ertasten der schweren und gehaltvollen Flüssigkeit. Das Aroma kleidet den ganzen Gaumen aus, die dazwischengezogene Luft mit Deiner Zunge entfacht ein Feuerwerk an Gefühlen.

Noch einmal absetzen, gegen das Licht halten und das Vorspiel auf mich wirken lassen. Du atmest schwer und greifst nach mir, ich schnuppere noch einmal am Glas, unruhig wälzt Du Dich zu mir und verlangst nach weiterer Berührung, nach Vereinigung. Der Schluck füllt meinen ganzen Mund aus, sehr sehr lange halte ich ihn, während wir ineinanderverschlungen liegen und uns bewegen, atmen, immer schneller und schneller.

Der größte Moment der Gemeinsamkeit, jetzt rinnt der Rebensaft langsam den Hals hinunter und wir küssen uns bis das letzte Zucken durch unsere aufgewühlten Körper langsam abgeklungen ist und der Mund mit der Ruhe eines abziehenden Tropengewitters Feuchtigkeit hinterlassend und blühende Pflanzen verheißend in den normalen Tag zurückkehrt.