29 Mai 2020

Guten Morgen, liebe Sorgen


Man sagt ja, wenn man älter als 50 wird und am Morgen ohne Schmerzen aufwacht, sollte man prüfen, ob man schon tot ist.

Vielleicht ein wenig drastisch, aber es demonstriert, wie sich die Selbstverständlichkeiten der jüngeren Lebensjahre in kleine Geschenke verwandeln. Was gestern Standard war, ist heute etwas Besonderes. Etwas Bemerkenswertes. Etwas Feierwürdiges.

Das gilt natürlich nicht nur hinsichtlich Gesundheit und eigenem Leben. Auch die gewohnten Feiern, die wegen Versammlungseinschränkungen mal ein paar Monate ausfallen müssen, kann man in diese Kategorie packen.

Aber ich möchte nicht nur die vermeintlich großen Dinge ansprechen. Auch die Kleinigkeiten verdienen gelegentliche Aufmerksamkeit. Was nicht beachtet und geschätzt wird, könnte krepeln und mit der Zeit eingehen.

Ein Moment des Innehaltens, des Genießens, des Auf-Merkens im Dahinrauschen des Alltags bietet sich ja immer wieder. Das beginnt bei einem Hineinhorchen in den eigenen Körper – der ja nicht nur Behälter für Speisen und Gedanken ist – und endet beim Schweifen des Blicks über unsere Umgebung und die Arbeit, die unsere Mitmenschen in die sichtbaren und verborgenen Leistungen gesteckt haben.

(Anmerkung: Nach dem Tod meiner Mutter habe ich eine kleine Pause in den Blog-Veröffentlichungen eingelegt... die ist aber jetzt zu Ende.)